Bedeutendste Sammlung osmanischer Kunst öffnet
in Dresden
„Türckische Cammer macht Faszination des Orients erlebbar“
Im Dresdner Residenzschloss wird am kommenden Sonntag
eine der ältesten und weltweit bedeutendsten Sammlungen osmanischer
Kunst außerhalb der Türkei eröffnet. In der Türckischen
Cammer, als Teil der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden, wird auf knapp 750 Quadratmetern orientalische und orientalisierende
Kunst zu sehen sein. Die sächsischen Kurfürsten hatten die
Sammlung seit dem 16. bis zum 19. Jahrhundert aus diplomatischen Geschenken,
Ankäufen und Beutestücken zusammengetragen.
„Mit der Türkischen Cammer erstrahlt ein neues Glanzlicht
sächsischer Sammlungsgeschichte und Kulturpflege. Besucher Sachsens
und der Staatlichen Kunstsammlungen erwartet ein Museum, welches weit
über Deutschland hinaus seinesgleichen sucht. Die Eröffnung
der Türkischen Cammer ist für die Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem Zentrum der Kunst
und Wissenschaft von weltweiter Ausstrahlung“, sagte die Sächsische
Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Sabine von Schorlemer
heute in Dresden. „Ich wünsche mir, dass die Türckische
Cammer über die Auseinandersetzung mit osmanischer Kunst und Kultur
zur Auseinandersetzung mit osmanischer Geschichte anregt und dass es
gelingt möglichst viele türkische und internationale Gäste
nach Dresden einzuladen. Das wäre ein wichtiges Zeichen für
Weltoffenheit und Internationalität der Sammlungen und der Stadt
Dresden“, so der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden, Prof. Martin Roth.
Die Türckische Cammer zeigt insgesamt rund 600 Objekte darunter
Prunkreitzeuge, Panzerhemden, Helme, Fahnen, Waffen und Gewänder.
Zentrales Ausstellungsstück ist ein osmanisches Staatszelt aus
dem Besitz Augusts des Starken: 20 m lang, 8 m breit und 6 m hoch. Zu
den Höhepunkten der neuen Dauerausstellung zählen acht aus
Holz geschnitzte Pferde in Originalgröße. Jeder der rund
150 kg schweren, prunkvoll geschmückten Araber ist ein Unikat.
„Die ausgestellten Objekte sollen die von der osmanischen Kunst
und Kultur ausgehende Faszination nachvollziehen und das Fremdartige
erlebbar machen. Die Besucher erleben den Zauber einer orientalischen
Nacht“, sagte der Direktor der Rüstkammer, der Staatlichen
Kunstsammlungen Dresden, Prof. Dirk Syndram. „Weltweit einmalig
in der Dresdner Sammlung ist eine Gruppe von osmanischen Reflexbögen
mit Originalbespannung, deren ältestes Exemplar aus dem Jahr 1586
stammt. Vier faltbare Trinkbecher aus Leder belegen das große
Interesse sächsischer Herrscher an der osmanischen Alltagskultur.
Eine besondere Faszination ergibt sich jedoch aus den vielfach überlieferten
Angaben zur Provenienz der orientalischen Schätze der Türckischen
Cammer, wie sie in dieser Form und Fülle wohl in keinem anderen
Museum der Welt zu finden sind“, ergänzte Holger Schuckelt,
Oberkonservator der Sammlung.
Die Türckische Cammer war seit 1614 ein eigenständiger Sammlungsbereich
innerhalb der Rüstkammer. In den vergangenen 70 Jahren konnten
die Arbeiten allerdings nicht angemessen museal präsentiert werden.
Sie wurden bis 1942 in anderer Form im Dresdner Johanneum ausgestellt
und 1959 in kleiner Auswahl in die Dauerausstellung der Rüstkammer
integriert. Zwanzig Jahren lang war an der Konzeption der Türckischen
Cammer und dem Erhalt der Objekte gearbeitet worden. Die Gestaltung
der Räume der Türckischen Cammer hatte das Architekturbüro
Peter Kulka übernommen.
Die neue Dauerausstellung wird von einem umfangreichen museumspädagogischen
Rahmenprogramm begleitet, zu dem auch Führungen in türkischer
Sprache und Lehrerfortbildungen unter anderem in Berlin, Hamburg und
Stuttgart zählen.
Es erscheint ein Katalog im Sandsteinverlag Dresden, Hrsg. Staatliche
Kunstsammlungen Dresden (ISBN 978-3-940319-89-0) sowie im Deutschen
Kunstverlag, Hrsg. Staatliche Kunstsammlungen Dresden (ISBN: 978-3-422-06913-8)
01.03.2010