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Übigau e. V. - Presseberichte - 2006
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2006
- dresdner-geschichte.de
Dresdner Geschichte
Schloss Übigau
>Beitrag folgt<
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Dezember
2006 - Landeshauptstadt Dresden
Masterplan Welterbe Dresdner Elbtal
Übigau
Übigau, mit zwei historischen Dorfkernen in einer inselartigen Situation
zwischen Flutrinne und Elbe gelegen, hat seine künftige Bestimmung
angesichts großformatiger Einzelhandels- und Gewerbeanlagen im Umfeld
der Autobahn A4 und ihrer Zubringer noch nicht gefunden. Das Gebiet leidet
weiterhin unter verwahrlosten Altindustrieanlagen und Brachen. Einen Impuls
könnte die überfällige Sanierung von Schloss und Park Übigau
als signifikanter Landmarke und baulich-kulturellem Anker für den
ganzen Stadtteil und Elbewinkel bilden.
Die Erschließung der Halbinsel durch einen Rad- und Wanderweg könnte
der touristischen Belebung dienlich sein. Langfristig könnte ein
attraktives Schlossareal Anlass sein, eine Anlegestelle der Sächsischen
Dampfschifffahrt einzurichten. Schon jetzt wird es im Rahmen der „Welterbetour“
angefahren.
Mickten
Teile der Landschaftsstadt Kaditz-Mickten grenzen an das Welterbegebiet.
Sie sind in einem Überflutungskorridor der Elbe angelegt worden,
weshalb hier dem Hochwasserschutz eine größere Bedeutung zukommt.
Bei weiter fehlender Investitionsbereitschaft könnte die (vorübergehende)
Anlage einzelner Polder zur Kappung von Hochwasserspitzen in Quartieren
geprüft werden.
Pieschen
Die infolge des Klimawandels immer höher ausfallenden Hochwässer
und ihre Häufung haben das Schutzniveau von vor 100 Jahren, in denen
wesentliche Teile von Pieschen entstanden sind, mittlerweile als unzureichend
erscheinen lassen. Hier werden Lösungen für den Hochwasserschutz
nötig, die das städtebauliche Erfordernis einer engen Verknüpfung
von Elbufer und Quartieren für die Bewohner nicht konterkarieren.
Als Sanierungsgebiet entwickelt sich der Stadtteil positiv. Gebäude
an den Hauptverkehrsstraßen stehen oft leer. Der wertvolle gründerzeitliche
Bestand an mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern soll
unter allen Umständen gehalten werden, begründet er doch ein
großstädtisches Antlitz Dresdens entlang der wichtigsten zuführenden
Kommunikationsachsen.
Eine Wiedereinrichtung der Fähre Ostrainsel würde dem dicht
bebauten Gebiet ein reizvolles Erholungsgebiet „vor der Haustür“
öffnen.
Der Elbradweg in seinem Verlauf in Richtung Radebeul ist ein wichtiges
Element der touristischen Erschließung für Einkaufen, Gastronomie
und Übernachtung.
Neustadt
Die Leipziger Vorstadt weist entlang der Elbe ein hohes Potential auf,
das in einem städtebaulichen Planungsverfahren näher untersucht
wird. Hier deutet sich ein Schwerpunkt des Wassertourismus an. Strittig
ist noch, ob angesichts der geringen Nachfrage die Verbindung zwischen
den städtischen Teiler der Neustadt und Pieschen als offener Grünraum
geführt werden sollte oder ob auf einer straffen Fassung der Leipziger
Straße durch begleitende Gebäude bestanden werden soll. Schon
jetzt deutet sich entlang der Elbe eine kreativ-alternativ-gemischte Situation
an, mit „Auszüglern“ vorrangig aus der Äußeren
Neustadt als Vorstufe eines flusszugewandten Wohn- und Arbeitsstadtteils.
Den Kern des Neustädter Welterbes bildet jedoch ein elbbegleitender
Streifen mit Parks, Gärten, musealen und administrativen Einrichtungen
sowie einem größeren Hotel. Nach der Neuordnung der staatlichen
Museumslandschaft soll das japanische Palais hier eine wichtige Rolle
übernehmen und sein Parterregarten wiederhergestellt werden. Die
innere Neustadt ist nach ihrer durchgreifenden Sanierung, die fast abgeschlossen
ist, (wieder) ein beliebter Wohn-, Arbeits- und Einkaufsort geworden.
Sie birgt die einzigen komplett erhaltenen barocken Straßenzüge
des Welterbegebietes und weist ein hohes touristisches Potential auf.
Foto oben rechts: Schloss und Park Übigau in idealisierter historischer
Darstellung von Christian Friedrich Boetius, 1729 (18)
Foto unten links: Überschwemmte Landschaft Kaditz-Mickten im Altelbarm
(12)
Foto unten mitte: Blick von Pieschen über die Elbe mit der Pieschener
Allee zur Innenstadt (8)
Foto unten rechts: Neustädter Elbwiesen mit Turm Martin-Luther Kirche
(15)
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Dezember
2006 - Theodor van Bernum,
Pieschener Zeitung, 12.06/01.07, Seite 2
Legenden und Wirklichkeit um Schloss Übigau (Teil 4)
Schloss Übigau Rettung vor dem Abriss und Neubeginn der Produktion
Der 1929 gegründete „Zentralverein für Arbeitersport
Dresden 1885“ e.V. rettete das Schloss Übigau 1930 nach Jahren
des Leerstandes vor dem Abriss, indem er es als Miteigentümer zu
Bürozwecken und für seine Vereinsaktivitäten nutzte. Bis
1933 zahlte der Arbeitersportverein die Hälfte des zum vollständigen
Erwerb zu entrichtenden Grundstückspreise ab und investierte 40.000
Reichsmark in die Instandsetzung und den Erhalt des Schlosses. Nach der
nationalsozialistischen Machtergreifung wurde der Sportverein 1933 einen
Tag vor Fastnacht aufgelöst und enteignet. Am 26. Juni 1933 kam es
in diesem Zusammenhang in Übigau zur Verhaftung von Arbeitern durch
Polizei- und SA-Kräfte, die ins Schloss verschleppt und dort misshandelt
wurden. Danach residierte die Werftbesitzerfamilie Birke im Schloss und
nutzte das Anwesen als Wohnung und als Veranstaltungsort für Feierlichkeiten
im Rahmen von gesellschaftlichen Anlässen bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges. Die Hälfte des angrenzenden Werftgeländes erwarben
drei Ingenieure und ehemalige Werftmitarbeiter 1935. Die andere Hälfte
des Geländes wurde an die Gebrüder Birke verkauft. Die zwei
so entstandenen neuen und voneinander unabhängigen produzierenden
Betriebe richteten ihre Produktion zunächst an der Produktpalette
des renommierten Vorgängerunternehmens aus, gerieten aber im Zuge
ihrer weiteren Entwicklung zunehmend unter den Einfluß der Rüstungsproduktion
des Dritten Reiches. Die ursprüngliche Dampfkesselproduktion wurde
kontinuierlich auf den Bau von U-Bootteilen umgestellt. Durch Bombentreffer
alliierter Fliegerangriffe am 16. Januar und 2. März 1945 wurden
diese Werkanlagen weitgehend zerstört. Nach Ende des zweiten Weltkrieges
nahm eine Dampfkesselbaufirma die Produktion auf dem kriegszerstörten
Werftgelände in Übigau wieder auf. In den Jahren 1947/48 wurde
das Werftgelände durch Enteignung in den VEB Dampfkesselbau Übigau
überführt und produzierte danach als einziger Betrieb der ehemaligen
DDR Dampfkessel und ähnliche Aggregate für den Schiffsbau. Der
eigentliche Schiffsbaubereich wurde von dem Betrieb abgetrennt und 1959
nach Laubegast umgesiedelt. Der Nachfolgebetrieb VEB Tranformatoren- und
Röntgenwerke (TuR) übernahm das freiwerdende Werftgelände
als Werkteil 2 und produzierte dort unter anderem Behälter für
Transformatoren. Nach der deutschen Wiedervereinigung und den damit verbundenen
Privatisierungsaktivitäten des bis dahin weitergeführten Betriebes
VEB Dampfkesselbau Übigau knüpfte die neu gegründete Dampfkesselbau
Dresden-Übigau GmbH zunächst wieder an die traditionsreiche
Produktion auf dem Werftgelände an. Durch umfangreiche Investitionen
der Ulmer Firma TTU in die Produktionsstätten gehörten nun neben
dem Dampfkesselbau auch der Bau von Komponenten für Autokräne
zur Produktpalette des Unternehmens. Infolge der Werftenkrise geriet das
Unternehmen 1998 unter Zwangsverwaltung. Ein Rettungs- und Sanierungsversuch
schlug fehl und das Unternehmen musste 2001 Insolvenz anmelden und den
Betrieb einstellen.
(Fortsetzung folgt)
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14.12.2006
- Rare,
Dresdner Neueste Nachrichten
Schloss-Übigau-Besitzer mauert
Aber: Eine Firma von Schinz baute Fenster ins Rathaus ein
Dieter Schinz, Chef der Firma P. L. Landfried in Heidelberg, einer traditionsreichen
Zigarrenfabrik, hat erneut das von Stadtrat eingesetzte Welterbe-Kuratorium
brüskiert und ist ohne Angabe von Gründen der Sitzung des Kuratoriums
ferngeblieben. Schinz gehört Schloss Übigau, das zusehends verfällt.
Das Schloss ist Teil des Dresdner Welterbes. Der Schloss-Besitzer ließ
auch eine Offerte von Kuratoriums-Präsident Ingo Zimmermann auf Hilfe
für ein Nutzungskonzept und bei der Fördermittelaquise abblitzen.
Pikant: Eine Firma aus Kamenz, die Schinz gehört, hat Fenster im
Dresdner Rathaus eingebaut. Darüber informierte gestern Jürgen
Naumann, Vorstand von der Bürgerinitiative Schloss Übigau. Die
Initiative versucht seit langem vergeblich, mit dem Übigauer Schlossbesitzer
in Kontakt zu kommen.
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November/Dezember
2006 - Theodor van Bernum,
Pieschener Zeitung
Bürger wehren sich gegen Verfall
Neuer Verein zur Rettung des Barockschlosses Übigau
Aus terminlichen Gründen verschoben wurde das für Mittwoch
geplante Gespräch zwischen Kulturbürgermeister Lutz Vogel (parteilos)
und dem privaten Eigentümer von Schloss Übigau. Das teilte die
Stadt auf Anfrage mit. Danach hat der Heidelberger Unternehmer Dieter
Schinz um Verlegung gebeten. Wie der Geschäftsbereich Kultur informierte,
soll die Kontaktaufnahme aber noch in diesem Monat erfolgen. Nun, da das
gesamte Welterbe Dresdner Elbtal wieder zu wackeln droht, kommt es auf
ein paar Tage länger für ein Schloss nicht an. Dann aber sollte
das historische Anwesen endlich eine Zukunft bekommen. Darüber will
nicht zuletzt auch die Bürgerinitiative Schloss Übigau wachen.
Einen Aufruf zum Erhalt des Schlosses im Februar 2006 unterzeichneten
mehr als 2.700 Bürger. „Darunter sind auch eine ganze Reihe
prominente Erstunterzeichner“, erzählt Vorstandsmitglied Jochen
Weißhaar. Der Verein sieht sich damit in seinem Anliegen von einer
breiten Öffentlichkeit bestätigt und sich auch der Unterstützung
des Vorsitzenden des Kuratoriums Welterbe Dresdner Elbtal Ingo Zimmermann
versichert, was allerdings bei Schlossbesitzer Dieter Schinz beharrlich
auf taube Ohren stößt.
Der Kampf um Schloss Übigau ist deshalb noch lange nicht beendet,
weitere Aktivitäten geplant. 2008 jährt sich der 200. Geburtstag
von Andreas Schubert, der auf Schloss Übigau bedeutende Industriegeschichte
geschrieben hat. Er konstruierte hier zu Anfang des 19. Jahrhunderts die
Saxonia, Deutschlands erste Dampflokomotive, die dann auf dem angrenzenden
historischen Fabrikgelände gebaut wurde.
Kontakt: Bürgerinitiative Schloss Übigau e.V.i.G., Tel.: 0351-8587701
www.schloss-uebigau.de
Foto: Einen langen Atem beweist die Bürgerinitiative zur Rettung
vom Schloss Übigau mit ihrer Vereinsgründung. Im April dieses
Jahres weihten Mitglieder der Initiative einen Schaukasten zur Geschichte
des Baudenkmals neben der Schlossanlage ein.
Ausstellung zur Schlossgeschichte eröffnet
Im Beisein von Reichsgraf Flemming sowie weiteren Gästen eröffnete
Jürgen Naumann von der Bürgerinitiative Schloss Übigau
am 16. November die Ausstellung zur Historie von Schloss Übigau,
die noch bis Januar 2007 im Rathaus Pieschen montags bis freitags in der
Zeit von 9 bis 18 Uhr kostenlos besichtigt werden kann. Zu sehen sind
Zeitzeugen aus dem umfangreichen Fundus zur Geschichte des Kulturdenkmals,
die die Bürgerinitiative zum Erhalt vom Schloss Übigau in engagierter
Arbeit zusammengetragen hat.
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November/Dezember
2006 - Theodor van Bernum
Pieschener Zeitung
Legenden und Wirklichkeit um Schloss Übigau (Teil 3)
Schloss Übigau Aufstieg zum europäischen Binnenwerftgiganten
Nach dem Ende der Schubertschen Aktien-Maschinenbauanstalt zu Übigau
1841 durchlief Schloss Übigau eine Phase häufig wechselnder
Nutzungen. Im Schloss sowie den angrenzenden Nebengebäuden fanden
zeitweilig eine Dampfmühle, eine Branntweinfabrik und eine Papierfabrik
neue Produktionsstätten. 1873 ging die „Frachschifffahrts-Gesellschaft
Dresden“ mit einer Schiffswerft auf dem Grundstück neben dem
Schloss in Betrieb. Bereits 1877 wurde diese Fabrikationsstätte dann
von der neu gegründeten Gesellschaft „Kettenschleppschifffahrt
der Oberelbe zu Dresden“ (KSO) aufgekauft. Die technische und organisatorische
Leitung der neuen Gesellschaft lag in den Händen von Dr.-Ing. E.
h. Ewald Bellingrath. Nach seinem Studium und kurzer Berufstätigkeit
war Bellingrath nach Dresden gekommen, um sich hier neben weiteren Kanal-
und Schiffsbauprojekten vor allem dem Ausbau der Kettenschleppschifffahrt
auf der Oberelbe zuzuwenden. 1881 wurde er zum Generaldirektor der wiederum
neu gegründeten „Kette, Deutsche Elbschifffahrtsgesellschaft“
ernannt. Durch diesen Zusammenschluß aus mehreren Einzelgesellschaften
gehörte bereits ein Jahr später das gesamte im deutschen Elbegebiet
vorhandenen Kettenschiffsmaterial, bestehend aus der 625 km langen Elbe-Kette
von Hamburg bis Schmilka, 27 Kettendampfern, diversen Dampfern anderer
Bauart und 107 Schleppkähnen zur „Kette“. Die Werft in
Übigau wurde von dieser Gesellschaft weiter betrieben und durch Zukäufe
in der Folgezeit ständig weiter ausgebaut. Zunächst nur auf
Reparaturen ausgelegt konnte hier auch bald mit dem Bau von vollständigen
Kettenschleppern begonnen werden. Dazu wurde das Werftgelände mit
einer modernen Slipanlage für den Stapellauf dieser neuen Elbschiffe
ausgestattet, deren Reste heute noch in die Elbe ragen. Zur Erleichterung
des stetigen Ein- und Ausbaus von Dampfkesseln und schweren Maschinenteilen
in die Schiffsrümpfe wurde 1891 unmittelbar neben der barocken Schlossmauer
ein riesiger Schwerlastkran errichtet. Auf seinem hohen Sandsteinsockel
ruhend wurde dieser Uferkran als technisches Denkmal erst kürzlich
vollständig restauriert.
Bis zu seinem Tode im Jahre 1903 baute Bellingrath die Übigauer
Werft als bedeutendste Produktionsstätte der „Kette“
zur wichtigsten deutschen Binnenwerft aus. Aber die Übigauer Werftanlagen
expandierten auch nach seinem Tod weiterhin kräftig. 1905 verlegte
die „Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft-Aktiengesellschaft“,
die 1899 aus der im Jahre 1863 in Dresden-Neustadt gegründeten Schlickschen
Schiffswerft hervorgegangen war, ihre Produktionsstätten ebenfalls
auf das Übigauer Werftgelände und fusionierte dazu mit der „Kette“.
Zur Zeit der höchsten Blüte im Jahre 1921 beschäftigte
das Werftgelände etwa 1.500 Mitarbeiter. Als sich der Niedergang
der Kettenschleppschifffahrt durch die zunehmende Leistungsfähigkeit
der Raddampfer abzeichnete, änderte die Werft in Übigau ihre
Produktpalette. Das Geschäftsfeld wurde auf die Fertigung von antriebslosen
Lastkähnen, Schraubendampfern sowie Tank- und Marineschiffen verlagert.
Mit Aufträgen bis nach Südamerika zählte die Schiffswerft
1928 zu den führenden Binnenwerften Europas. In der Zeit von 1863
bis 1930 verließen insgesamt 1.393 Schiffsneubauten das Übigauer
Werftgelände. Nach fast siebzigjährigem Wachstum zwang die Weltwirtschaftskrise
die Übigauer Werft 1930 zur Schließung. Seit 1886 gehörte
Schloss Übigau zum Immobilienbestand der Dresdner Maschinengesellschaft
und Schiffswerft AG und war somit in seiner Entwicklung stets auf das
Engste mit der Entwicklung der Übigauer Großwerft verbunden.
Zwischen 1886 und 1921 betrieben Pächter hier die „Schlossschänke
Übigau“, die sich eines großen Zulaufes erfreut haben
soll. Leider ohne Nachfolgepächter stellte die beliebte Schänke
ihren Betrieb 1921 endgültig ein. Nach anschließendem Leerstand
wurde Schloss Übigau schließlich an den Weinböhlaer Abbruchunternehmer
Curt Gäbler verkauft.
(Fortsetzung folgt)
Foto: Bei Niedrigwasser der Elbe zeigt sich die bedeutende Industriegeschichte
von Schloss Übigau: Die Reste der Slipanlage der ehemaligen Großwerft
mit dem frisch restaurierten Schwerlastkran im Hintergrund.
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November
2006 - ChR,
Skunk, Seite 9
Ein Schloss mit trauriger Zukunft?
Das Schloss Übigau war einst eine prachtvolle und anerkannte Umgebung
für Bälle und andere fürstliche Anlässe. Jedoch sieht
es in der heutigen Zeit nicht mehr so prickelnd für die Schlossmauern
aus, denn der Investor, der das Anwesen gekauft hat, lässt es zunehmend
verfallen. Daher schlossen sich 2005 zahlreiche Bürger zu einer Bürgerinitiative
zusammen und versuchen mit vereinten Kräften das Anwesen Übigau
zu retten. Ziel: Erhaltung, Instandsetzung und angemessene Nutzung des
Schlosses.
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November
2006 - Jahresprogramm der Seniorenakademie, Seite 73
Vorträge Dresdner Geschichte Schloss
Übigau: Vom barocken Landsitz zum bedeutenden Industriestandort
Herr J. Naumann, Sprecher der Bürgerinitiative Schloss
Übigau
Über die wechselvolle Geschichte des Schlosses Übigau, wo der
sächsische Hof feierte und 100 Jahre später Andreas Schubert
wirkte, wird in 2 Vorträgen berichtet
Montag, 06. November 2006, 09.20 – 10.50 Uhr
Montag, 04. Dezember 2006, 09.20 – 10.50 Uhr
Unkostenbeitrag: 1,00 €, zu zahlen im Büro der DSA
Ort: TU Dresden, Görges-Bau, HS 226, Helmholtzstr. 9
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19.10.2006
- Dresdner Nachrichten
Führung
>Beitrag folgt<
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Oktober
2006 - Theodor van Bernum,
Pieschener Zeitung
Legenden und Wirklichkeit um Schloss Übigau (Teil 2)
Vom barocken Landsitz zum bedeutenden Industriestandort
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Schloss Übigau vom sächsischen
Hof kaum noch genutzt. Im Zuge der Einquartierung napoleonischer Truppen
zwischen dem 11. und 18. Mai 1813 wurde die Einrichtung des Schlosses
stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach mehrfachen Plünderungen im
Anschluss verfiel das Anwesen zusehends und wurde schließlich an
den Dresdner Ratszimmermeister Paul Siemen verkauft. Siemen setzte das
heruntergekommene Schloss wieder instand und verkaufte es 1838 an die
von Johann Andreas Schubert 1836 gegründete „Aktien-Maschinenbauanstalt-Gesellschaft
zu Übigau", die ihre Produktion in einer auf der Nordseite des
Schlossgeländes entstandenen Fabrik zum Bau von Dampfmaschinen aufgenommen
hatte. Im Schloss selbst wurden nun die Verwaltung und Konstruktionsräume
dieser Fabrikationsstätte untergebracht und Schubert richtete sich
eine Wohnung auf dem Anwesen ein. Unter der Leitung von Johann Andreas
Schubert schrieb die Maschinenbauanstalt in Übigau dann bedeutende
deutsche Industrie- und Technikgeschichte. Nach dem Bau der ersten deutschen
Lokomotive „Saxonia" in den Hallen dieser Fabrik, die ihre
Jungfernfahrt zur Eisenbahnstreckeneröffnung Leipzig-Dresden am 08.
April 1839 erfolgreich absolvierte, erlebte der deutsche Dampflokomotivenbau
mit der Konstruktion weiterer Lokomotiven für die Leipzig-Dresdner
Eisenbahn hier seine erste Blüte.
Auf den Bau von Dampfmaschinen aller Art ausgerichtet, gingen von der
Schubertschen Maschinenbauanstalt auch entscheidende Impulse zur Aufnahme
der Elbedampfschifffahrt aus. 1833 reichte Schubert bei der sächsischen
Regierung ein Gesuch für ein zwölfjähriges Privileg zum
unbeschränkten Betrieb von Dampfbooten auf der Elbe ein. Im September
1836 begann der Bau von zwei eisernen Schiffskörpern am Johannstädter
Elbufer in Dresden. Vor dem Schloss in Übigau wurden die Dampfmaschinen
in die Schiffskörper eingebaut und mit Kesselanlagen aus der Maschinenbauanstalt
versehen. Am 30. Juni 1837 startete dann das erste sächsische Personendampfschiff
„Königin Maria" zu einer Erprobungsfahrt auf der Elbe,
dem der zweite Elbdampfer „Prinz Albert" weniger als ein Jahr
später am 20. Maie 1838 folgte. Aufgrund eines zu großen Tiefganges
dieser frühen Elbdampfschiffe kam es allerdings anfangs zu häufigen
Betriebsstörungen. Durch einen nachträglichen Umbau der Schiffe
konnte dieser Konstruktionsmangel zwar behoben, nicht aber die Schubertsche
Maschinenbauanstalt vor einem unter anderem auch dadurch ausgelösten
Auftragsmangel bewahrt werden. Infolge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten
wurde die Aktien-Maschinenbauanstalt zu Übigau 1841 trotz ihres herausragenden
Beitrages zur Einführung der Dampfmaschinentechnologie für das
aufstrebende deutsche Eisenbahnnetz sowie für den motorisierten Elbeschiffsverkehr
liquidiert. (Fortsetzung folgt)
Foto: vBer: Barocker Landsitz und bedeutendes Industriedenkmal - Schloss
Übigau ist beides.
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Herbst
2006 - Dr. -Ing. Hermann Krüger,
Volkshochschule Dresden
Denkmalschutz in Dresden:
Schloss Übigau
Mit Bildbeispielen und einem Rundgang
Schloss Übigau, Teil des Welterbes Dresdner Elbtal, ist ein Kulturdenkmal
mit langer Geschichte. Es wurde 1724-26 von Eosander von Göthe für
den Grafen von Flemming errichtet, aber schon gleich von August dem Starken
abgekauft. Hier fanden prunkvolle Hoffeste statt. Von 1836-1845 war Schloss
Übigau Verwaltungssitz und Entwurfsatelier der Maschinenbaufirma
des sächsischen Universalgenies Andreas Schubert (Dampflok „Saxonia“,
Göltzschtalbrücke).
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11.09.2006
- Eva Koball,
Sächsische Zeitung
Tag des offenen Denkmals
Tausende Dresdner sahen sich gestern die schönsten Gärten und
Parks an, die einmalig ihre Tore für Besucher öffneten.
Jeden Zweiten Sonntag im September findet europaweit der Tag des offenen
Denkmals statt. 1993 in Deutschland erstmals durchgeführt, erfreut
sich dieser Tag seitdem einer großen Begeisterung und vieler Besucher.
Gestern standen unter dem Motto „ Rasen, Rosen und Rabatten“
rund 30 Gärten, Parks und alte Landhäuser in und um Dresden
Interessierten offen.
Das Besondere am Tag des offenen Denkmals ist, dass auch alte Stätten,
Gärten und Gebäude geöffnet sind, die sonst den Besuchern
verschlossen bleiben oder nur teilweisebesichtigt werden können.
Denkmalfans haben zudem die Möglichkeit an Führungen teilzunehmen,
sich einmal ausführlich über Ihren Lieblingspark oder –garten
zu informieren.
Zu den Stätten, an der gestern bestaunt werden konnte, was sonst
neugierigen Blicken verwährt bleibt, gehört das Landhaus mit
anschließenden Park an der Döbelner Straße. Sigurd Zehner,
einer von drei Mietern im Landhaus, führte die Besucher durch die,
an einem Hang gelegene, große Gartenanlage. Vorbei an einem kleinen
Pumpenhäuschen ging es zu einer über 250 Jahre alten Eiche.
Ein beeindruckender Baum, der sich so breit über den Boden ausdehnt,
als ob er Zeit seines Lebens genauso wachsen konnte, wie er wollte.
Geschenke vom König
Weiter oben im Garten findet man ein Stück der alten Augustusbrücke.
Auch hierzu weiß Mieter Zehner eine interessante Geschichte zu erzählen.
Sie berichtet vom Großvater des derzeitigen Eigentümers. Der
ehemalige Arzt war in der Gegend sehr beliebt, ihn verband eine Freundschaft
zum damaligen Oberbürgermeisters Beutler. Und selbst zu Dresdens
Letztem König hatte er Kontakt.
Als die Augustusbrücke abgerissen wurde, bekam er sogar einen kleinen
Teil der Brücke geschenkt.
Das sei doch bestimmt ein Traum, hier zu wohnen, bemerkt einer der Besucher
mit einer ausschweifenden Geste über den Garten. „Wenn ich
hier im Herbst drei Wochenenden lang den ganzen Tag nur mit Laub rechen
beschäftigt bin, dann hasse ich den Garten manchmal“, bemerkt
Sigrun Zehner trocken. „Aber wenn ich dann im Sommer auf der Terrasse
frühstücke, bin ich doch schon schnell wieder versöhnt.
Und auch die Besucher zeigen sich beeindruckt: „Ich lebe in Dresden
erst seit 2002“, erzählt Bettina Gruber-Schneller. „Mein
Mann und ich sind aus Wien hergezogen und sind begeistert von dem kulturellen
Angebot in Dresden. Wir sind beide kunsthistorisch sehr interessiert und
haben jetzt nach vier Jahren noch längst nicht alles gesehen.“
Das Landhaus in der Döbelner Straße war jedoch noch längst
nicht alles, was den Besuchern an diesem Tag zur Besichtigung offen stand.
Auch in der Inneren Neustadt, in Kleinzschachwitz oder in den Villengärten
im Preußischen Viertel konnten Gärten und Parks besichtigt
werden.
Ein Denkmal hingegen stach doch ein bisschen hervor. Das Schloss Übigau
in der Rethelstraße blieb trotz eines so offiziellen Anlasses den
Besuchern verschlossen. Und das waren nicht wenige. Bereits pünktlich
um zehn Uhr standen rund 50 Menschen vor dem Schloss. Doch sie wurden
enttäuscht. Schuld daran ist der derzeitige Eigentümer des Schlosses.
Er lässt den Barockbau nicht nur verkommen, sondern zeigt sich auch
wenig kooperationsbereit, das Denkmal für Besucher zugänglich
zu machen.
Fürstlicher Besuch am Schloss
Jürgen Naumann, Vorsitzender der Bürgerinitiative Schloss Übigau,
versucht schon lange, das Gebäude als barockes Baudenkmal zu retten.
„Es ist sehr schwierig, mit dem Besitzer in Kontakt zu kommen“,
erklärt Naumann. „Alle Gesprächsangebote wurden abgelehnt.“
So musste gestern eben alles um das Schloss herum stattfinden.
So hatte die Bürgerinitiative ein kleines Spektakel für dir
Besucher inszeniert: Jacob Heinrich, Reichsgraf von Flemming, kam, um
das Schloss zu begutachten und „die Ungeheuerlichkeiten höchstselbst
zu schauen.“ Es sei eine Schande, dass „der jetzige Besitzer
derartig damit Schindluder betreiben darf“. Wenn schon geschichtlich
bedeutende Personen wieder auferstehen, um an so einem Tag teilzunehmen,
dann kann man diesen doch nur als gelungen bezeichnen.
Foto.1 (Jan Fritzsche) Räcknitzhöhe: Auch das Moreau-Denkmal
zog Besucher an.
Foto 2 (Jan Fritzsche) Übigau: Ein alter Kran am Schloss Übigau
war bei einer Führung zu besichtigen.
Foto 3 (Jan Fritzsche) Veilchenweg: Gern wurde das Angebot angenommen,
durch den sonst privaten Garten zu spazieren.
Foto 4 (Jan Fritzsche) Friedrichsgrund: Viele Wanderfreunde schlossen
sich einer Führung zur Hermannssäule an.
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08.09.2006
- Dresden Online®
Ein Sonntagsspaziergang zwischen Mickten und Übigau
"Ein Streifzug zwischen Mickten und Übigau".
So lautet das Motto einer neuen öffentlichen
Führung, die seit August immer am letzten Sonntag des Monats stattfindet.
Ausgangs- und Treffpunkt ist um 10.30 Uhr das denkmalgeschützte
Wirtshaus Lindenschänke
im historischen Dorfkern Altmickten. Hier findet der Rundgang nach ca.
90 Minuten bei einer
kleinen Stärkung mit ofenwarmer Brezn und einem Bier oder Kaffee
auch seinen gemütlichen
Ausklang. Journalist und Publizist Jürgen Naumann hat sich intensiv
mit der Historie der
elbnahen Stadtteile auseinander gesetzt und manch interessante Geschichte
herausgefunden.
So erzählt er u.a. von der ersten Schule in Mickten
und über das ehemalige Micktener
Industriegebiet mit renommierter Waffelfabrik und einem Elektrogerätewerk,
das weit über die
Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Der Spaziergang führt auch zum Barockschloss
Übigau, das
August der Starke errichten ließ. Besonderer Höhepunkt für
Freunde von Industriegeschichte ist
die Schiffswerft Übigau, einst größte Binnenwerft Europas.
Hier wurde von 1837- 39 u.a. die
erste deutsche Lokomotive Saxonia gebaut.
Anmeldungen für die Führung werden unter Tel.0351
859 95 77 entgegen genommen. Der
Preis pro Person beträgt 5 Euro und schließt die Brezn + Getränk
in der Lindenschänke mit ein.
Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung werden empfohlen. Bei Interesse
kann die
Führung auch durch geschlossene Gesellschaften für beliebige
Termine bestellt werden.
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September
2006 - Theodor van Bernum,
Pieschener Zeitung
Über Stock und Stein
Geführte Sonntagswanderungen zwischen Mickten und Übigau
Der Wettergott war den ersten Teilnehmern der öffentlichen Führung
entlang des Elbufers Ende August gnädig. Die empfohlene wetterfeste
Kleidung erwies sich als eine nicht erforderliche Vorsichtsmaßnahme.
Wichtiger war das schon das ebenfalls angeratene feste Schuhwerk. Unter
der fachkundigen Führung des Journalisten und Publizisten Jürgen
Naumann erfuhren die wackeren Sonntagswanderer viele interessante Details
zur Geschichte der elbnahen Dresdner Ortsteile Altmickten und Altübigau.
Jürgen Naumann hat sich intensiv mit der Geschichte dieser selbst
Dresdners oft weniger bekannten Stadtteile an der Elbe beschäftigt.
Vom Ausgangspunkt des malerischen Wirtshauses Lindenschänke am vollständig
erhaltenen historischen Dorfkern von Altmickten führte er die Teilnehmer
vorbei an der ersten Micktener Schule über den Flutrinnendeich und
Altübigau bis zum Barockschloss Übigau und dem Gelände
der ehemaligen Übigauer Schiffswerft. Hier ballen sich auf engstem
Raum wahre Kleinodien der Dresdner Kultur- und Industriegeschichte. Während
das Barockschloss Übigau, heute aufgrund der bestehenden Besitzverhältnisse
leider in einem bedauernswerten Bauzustand, als einer der Herrschaftssitze
von August dem Starken glanzvolle Tage erlebte, war die benachbarte und
vormals größte Binnenwerft Europas in Übigau zugleich
auch die Geburtsstätte der ersten deutschen Dampflokomotive. Andreas
Schubert baute hier zwischen 1837 und 1839 die legendäre Saxonia.
Vorbei an dem mächtigen historischen Schwerlastkran der ehemaligen
Übigauer Schiffswerft am Elbufer führte Jürgen Naumann
seine muntere Wandertruppe dann über den etwas holprigen, weil sandsteingepflasterten
historischen Treidelpfad entlang der Elbe zurück zum Wirtshaus Lindenschänke.
Dabei galt es manches Stück Treibholz und sonstiges Schwemmgut des
letzten Elbhochwassers möglichst geschickt zu umgehen. Auf der Terrasse
des Gasthauses erwartete die Wanderer dann nach dem etwa 1 ½ -
stündigen Ausflug in die Lokalgeschichte noch eine kleine Stärkung
zum Abschluss.
Darüber hinaus können zusätzliche Termine vereinbart werden.
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August/September
2006 - Gunnar Grützner,
Die Nordwest-Rundschau
Welterbestätten von Pieschen bis Übigau
Nach 15 Jahren Verfall scheint einstiges Prunkschloss in Übigau kaum
noch zu retten
„Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb
es, um es zu besitzen", schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe
und hat dabei wohl nicht daran gedacht, wie man solch einen Satz auslegen
kann. Also: Wir haben alle etwas geerbt, und zwar ein kleines Stück
vom Weltkulturerbe. Das fängt, so kann man überall lesen, bei
Schloss Übigau an und reicht ein Stück bis hinter Schloss Pillnitz.
Beginnen wir hier mal am Anfang und sehen die Sache historisch.
Schloss Übigau wurde 1724 bis '26 durch Johann Friedrich Eosander
(von Göthe) als Lustschloss für den sächsischen Kabinettsminister
Graf Jakob Heinrich von Flemming errichtet. Es sollte mit seiner Gondelanlegestelle
„Gegenstück" es Wasserschlosses Pillnitz sein. August
dem Starken muss es in die Augen gestochen haben.
Vielleicht war er es leid, sich immer nur vom Gondelhafen an der Brühlschen
Terrasse nach Pillnitz paddeln zu lassen. Elbabwärts ist doch auch
schön. 1726 kam Schloss Übigau also in den Besitz Wettiner und
war Schauplatz für prunkvolle Hoffeste. So feierte 1727 Kaiserin
Elisabeth, Gemahlin Karls VI., ihren Geburtstag in Übigau, 1728 war
Preußenkönig Friedrich 1. zu Besuch. Später war das Lustschlösschen
den Söhnen des Kurfürsten ein Jagdaufenthalt.
Die eigentliche Krux, an der wir noch heute zu kauen haben, begann 1831.
Da erwarb der Dresdner Ratszimmermeister Paul Siemen - also ein Bürgerlicher
- im Rahmen einer Versteigerung das verfallende Schloss. Im früheren
Park entstanden die Produktionsstätten der Übigauer Maschinenbauanstalt.
Hier wurde das erste sächsische Personendampfschiff „Königin
Maria". gebaut, zwei Jahre später die erste deutsche Lokomotive
„Saxonia". Die Elbeschifffahrtsgesellschaft „Kette"
erwarb 1877 das Gelände und machte daraus eine Schiffswerft, woran
ein noch erhaltener Drehkran von 1898 am Elbufer erinnert. Das Unternehmen
war um 1910 die größte Binnenwerft Europas mit über 1.200
Mitarbeitern.
Nun ein Sprung: 1945 zog die Verwaltung des VEB Dampfkesselbau Dresden-Übigau
in das Schloss. Bis 1990 nutzte das Unternehmen das historische Gebäude.
Und damit ging es zwangsläufig an die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft
(TLG), die sich damals noch verpflichtet fühlte, die einst volkseigenen
Immobilien zu veräußern.
Im November 1999 wurde das Schloss von der TLG an Dieter Schinz, alleiniger
Eigentümer der Tabak- und Zigarrenfirma P. J. Landfried, rechtskräftig
verkauft.
Von ihm war zu hören: Das Areal soll in zwei Schritten saniert und
rekonstruiert werden. Das Gebäude sollte eine Wohnung und zwei bis
drei Büroräume beherbergen, später würde dann die
originalgetreue Wiederherstellung der barocken Gartenanlage folgen. Das
Erdgeschoss und eventuell ein Teil des Obergeschosses sollten kulturell
genutzt werden - Ausstellungen, Konzerte und literarische Veranstaltungen
im kleinen Rahmen. Auf alle Fälle sollte das Schloss öffentlich
zugänglich bleiben.
Das war es aber dann auch. Eine Stützmauer wurde erneuert, ein paar
Bäume illegal gefällt und der Verfall ging weiter. Alles spricht
dafür; dass Schinz das Erbe erwarb, um es zu besitzen.
Die DN fragten bei der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft in Dresden,
mit welchen Auflagen der Verkauf verbunden war. Die lapidare Antwort:
„Die Käufer haben alle Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag
erfüllt. Verpflichtungen zu Investitionen oder Arbeitsplatzsicherungen
wurden nicht vereinbart."
Notdürftige Sicherungsmaßnahmen, vernagelte Fenster und ein
Bauzaun um das Gelände zeugen nicht von den vor Jahren formulierten
Nutzungsvorstellungen zum Thema Kunst und Wohnen. Dresdens Denkmalschützer
haben kein Druckmittel gegenüber dem Eigentümer und sind froh
über die dürftigen Sicherungsmaßnahmen. Bernd Trommler,
Abteilungsleiter im Amt für Kultur und Denkmalschutz zu den DN: „Wir
haben keine rechtliche Handhabe, können das Schloss also nur ab und
an ansehen und den Eigner aufmerksam machen, wenn es Handlungsbedarf gibt.
Vielleicht macht der Status des Weltkulturerbes auf ihn etwas Druck und
bringt Bewegung in die leidige Geschichte."
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30.08.2006
- Carola Pönisch,
Wochenkurier
“Wir haben langen Atem“
Wochenkurier im Gespräch mit Jürgen Naumann, Mitbegründer
der „Bürgerinitiative Schloss Übigau e. V.“
Im Juni 2005 wurde die Bürgerinitiative Schloss Übigau
gegründet, jetzt ist daraus ein Verein geworden. Warum dieser Schritt?“
In erster Linie, weil wir als BI für die gesammelten Spenden irgendwann
Steuern zahlen müssten – und das ist ja nicht im Sinn der Sache.
Zum zweiten hoffen wir, als Verein in der Öffentlichkeit und bei
städtischen Entscheidungen stärker wahrgenommen zu werden.
Das Schloss ist bekanntlich in Privatbesitz. Was will der Verein
eigentlich erreichen?
...dass dieses barocke Ensemble nicht noch mehr verfällt, dass es
erhalten bleibt. Der Eigentümer Dieter Schinz, ein Geschäftsmann
aus Heidelberg, der auch mit Immobilien handelt, hat das Schloss zwar
bereits 1999 erworben, aber er lässt es weiter ungenutzt leer stehen.
Wir bestehen ja nicht auf einer öffentlichen Nutzung, Hauptsache,
es wird überhaupt instand gesetzt. Wegen seiner Bedeutung und Historie
wäre diese aber sinnvoll. Es gibt sogar etliche Interessenten, die
sich daran beteiligen würden.
Böse Zungen behaupten, das Schloss ist am Ende nur Spekulationsobjekt,
könnte in drei Jahren Gewinn bringend verkauft werden?
Was soll ich dazu sagen? Es wäre denkbar, doch es wäre die
schlechteste Lösung für das Gebäude, denn dann würde
weitere drei Jahre nichts daran gemacht. Das Schloss steht immerhin am
Anfang des Welterbe-Territoriums, allerdings nicht gerade als Aushängeschild.
Ist der Verein nicht also ziemlich machtlos?
Nein, nicht wenn wir in die Offensive gehen. Zum einen müssen Schloss
und Übigauer Allee ins Blickfeld von Stadt und Öffentlichkeit
rücken. Wir haben den Eindruck, dass man in der Stadt mit dem Thema
in Ruhe gelassen werden will. Zum anderen muss es endlich gelingen, den
Besitzer zu einer konkreten Aussage zu bringen. Wenn er mit uns nicht
spricht, sollte er es wenigstens mit der Stadt tun. Dass man etwas bewegen
kann, sieht man am Lingnerschloss.
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25.08.2006
- Gerd Heubach,
Dresden Fernsehen
Streifzug durch Mickten und Übigau
Wussten Sie, dass sich mitten in Übigau der historische Ortskern
von Mickten befindet?
Und wussten Sie, dass sich in Übigau einst die größte
Binnenschifffahrtswerft Europas befand?
Eine neue öffentliche Führung lädt ein, auf einem Streifzug
zwischen Mickten und Übigau diese und andere Zeitzeugen im Nord-Westen
Dresdens zu entdecken.
Die Tour findet immer am letzten Sonntag im Monat statt.
Anmeldungen werden unter 859 95 77 entgegen genommen.
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23.08.2006
- Dana Peter,
Dresdner Morgenpost
Neuer Verein will Schloss Übigau retten
Welterbe verfällt - Rathaus schweigt
Die Bürgerinitiative zur Rettung von Schloss Übigau
kämpft um den Erhalt des historischen Gebäudes (1724 erbaut),
das zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Doch der Eigentümer,
ein Zigarrenhändler aus Heidelberg, lässt das Lustschloss Augusts
des Starken zusehends verfallen und verweigert jeglichen Kontakt. Ingo
Zimmermann, Vorsitzender vom Kuratorium Welterbe Dresdner Elbtal, hatte
zuletzt im Juni 2006 versucht, an den guten Willen des Schlossbesitzers
zu appellieren. Doch sein Brief an Dieter Schinz, der das Anwesen in Übigau
1999 von der TLG Immobilien GmbH gekauft hatte, blieb unbeantwortet.
Die Bürgerinitiative (gerade auf dem Weg zum Verein) träumt
davon, das Schloss wieder für die Öffentlichkeit zugänglich
zu machen. „Die Stadt sollte Schinz ein Kaufangebot machen, ihn
zur Sanierung zwingen oder notfalls enteignen", fordert Sprecher
Jürgen Naumann.
Doch im Rathaus hält man sich zurück: „Kaufangebot und
Enteignung sind zwar theoretisch möglich, aber für uns kein
Thema", sagt Anke Hoffmann vom Presseamt der Stadt. Solange der Eigentümer
die Auflagen erfüllt, das Gebäude zu sichern und zu erhalten,
gebe es keinen Handlungsbedarf. Was der Schlossherr mit seinem Anwesen
vorhat, ist unklar. Schinz verweigert zum Thema jede Stellungnahme auch
gegenüber der Morgenpost.
MEINE MEINUNG
Eigentum verpflichtet
Von Dana Peter
Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit
dienen. So steht's im Grundgesetz. Artikel 14, Absatz 2. Und die Realität?
Der Besitzer von Schloss Übigau lässt das Anwesen gnadenlos
verfallen. Stadt und Land lassen ihn gewähren. Nicht mehr lange,
und das Gebäude stürzt in sich zusammen.
Schleunigst müssen ein Sanierungskonzept und konkrete Nutzungspläne
auf den Tisch. Passiert nichts, muss sich die Politik dem Thema annehmen
- dem Eigentümer notfalls die Immobilie wieder wegnehmen. Enteignen,
auch das sieht das Grundgesetz vor. Schließlich handelt es sich
bei dem Schloss um ein Weltkulturerbe der UNESCO - auch das verpflichtet.
Wer den Titel trägt, muss alles dafür tun, um das herausragende
Denkmal für kommende Generationen zu bewahren. Man bedenke: Wenn
die UNESCO uns schon wegen der Waldschlößchenbrücke den
Titel aberkennen will, wird sie es erst recht tun, wenn Dresden sein wertvolles
Kulturgut einfach vergammeln lässt. Prominente wie Landesbischof
Jochen Bohl, Denkmalpfleger Heinrich Magirius oder Schauspieler Wolfgang
Stumph haben schon für den Erhalt des Schlosses unterschrieben. Und
Landtagspräsident Erich Iltgen hatte vorwenigen Wochen die Schirmherrschaft
fürs Schlossfest übernommen. Immerhin ein Anfang, an dessen
Ende hoffentlich nicht nur Lippenbekenntnisse stehen.
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23.08.2006
- Nadja Laske,
Dresdner Neueste Nachrichten
Den Übigauer Schlossherrn lässt das Welterbe kalt
Neuer Verein kämpft für den Erhalt des Denkmals
Die Probe aufs Exempel: „Jetzt muss der Chef zu einem Termin. Heute
wird er wohl nicht mehr erreichbar sein“, sagt die freundliche Stimme
am Telefon. Sie sitzt in einem Büro der Firma P. L. Landfried in
Heidelberg – einer traditionsreichen Zigarrenfabrik, deren Chef
Kunst und Kultur liebt und sogar Gastgeber eines Festivals ist. Dieter
Schinz heißt er. Ihm gehört auch Schloss Übigau, Teil
des Dresdner Welterbes. Aber darüber mag er nicht reden. Weder mit
der Stadtverwaltung, noch mit dem Kuratorium Welterbe Dresdner Elbtal,
nicht mit der Presse und vor allem nicht mit der Bürgerinitiative
Schloss Übigau. Daran ändert auch nichts, dass es sich dabei
inzwischen um einen Verein handelt: den „Bürgerinitiative Schloss
Übigau e.V.“ in Gründung.
Der neue juristische Status soll den Mitgliedern nicht nur mehr Gewicht
in der Öffentlichkeit und gegenüber Behörden verleihen,
sondern auch finanziell und rechtlich Sicherheit geben. „Es gibt
nun einen Förderverein und 15 feste Mitglieder“, erklärt
Vorstand Jürgen Naumann. Der freie Journalist und Publizist engagiert
sich 2005 für das Schloss, das seit der Wende verfällt. Ihm
zur Seite stehen die beiden weiteren Vorstände Heinz Scholz und Jochen
Weißhaar.
Während der Besitzer des barocken Kleinodes am Elbufer beharrlich
schweigt, arbeiten die Vereinsmitglieder unablässig und ohnmächtig
an der Rettung des maroden Bauwerkes. Die Schlossfreunde informieren auf
Festen, haben sich mit der Unesco-Kommission, der deutschen Stiftung Denkmalpflege
und mit Politikern in Verbindung gesetzt. Ohne Erfolg. Das jüngste
Schreiben des Welterbekuratoriums hat Dieter Schinz wie üblich unbeantwortet
gelassen. Das bestätigt das Presseamt der Stadt. In dem Brief vom
13. Juni hatte Präsident Ingo Zimmermann dem Fabrikanten Schinz seine
Hilfe für ein Nutzungskonzept und bei der Fördermittelakquise
angeboten. Die Stadt selbst hat keinen Zugriff auf den Privatbesitz. Juristisch
kann ein solcher zwar nach zehn Jahren enteignet werden, wenn kein bemühen
dabei erkennbar ist. Praktisch sei so etwas aber nur bei einem öffentlichen
Großprojekt wie einem Flughafenbau umgesetzt werden, so das Denkmalamt.
Foto (Maxi Holland): Das Schloss Übigau verfällt: Fenster sind
zerschlagen, die Fassade ist durchnässt, Unkraut wuchert. Das Anwesen
geht August von Flemming zurück, der es 1724/26 hat errichten lassen
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23.08.2006
- Stefan Rössel,
Sächsische Zeitung
Gönner zum Erhalt des Schlosses gesucht
Übigau. Ein-Euro-Jobber fahnden nach Quellen zur Geschichte des Denkmals
und des Ingenieurs Andreas Schubert.
Ein-Euro-Kräfte sollen jetzt der Bürgerinitiative Schloss Übigau
voranhelfen. Seit gut vier Wochen durchforsten zwölf Mitarbeiter
Archive. Sie sind auf der Suche nach Originalquellen zur Geschichte des
Barockbaus. Eine Arbeit für Geduldige! Ganz dringend wird etwa nach
einem Beleg darüber gefahndet, dass Graf Wackerbarth die Anlage tatsächlich
1726 gekauft hat, damit August der Starke sie nutzen konnte.
Arbeitsgruppe forscht
Im Jahr 2008 ist der 200. Geburtstag des genialen Ingenieurs Andreas Schubert,
der im 19. Jahrhundert in dem Schloss Industriegeschichte gemacht hat.
Er konstruierte die erste deutsche Lokomotive für die Fernstrecke
Dresden-Leipzig. Gebaut wurde sie auf dem Nachbargelände. Zur Vorbereitung
des Jubiläums wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, richtet, kündigte
Jürgen Neumann gestern an. Auch zu Schubert sollen die Hilfshistoriker
Material suchen.
Die vor einem Jahr gegründete Initiative demonstriert, dass sie einen
langen Atem bei ihrem Bestreben hat, das Schloss zu erhalten. Sie formierte
sich vorige Woche als Verein - nicht zuletzt, um auch vor dem Finanzamt
bestehen zu können. Dabei äußern die Gründer offen
die Hoffnung, prominente Gönner als Mitstreiter gewinnen zu können.
An Zuspruch fehlt es nicht: Über 2700 Menschen unterzeichneten nach
Angaben von Jochen Weißhaar inzwischen einen Aufruf zur Rettung
der Anlage.
Ein Problem ist der Kontakt zum Eigentümer, dem Fabrikanten Dieter
Schinz. Der verweigere jedes Gespräch, während das Schloss weiter
verfalle, klagt Neumann. Selbst ein Angebot des Vorsitzenden des Dresdner
Welterbe-Kuratoriums, Ingo Zimmermann, zur Hilfe bei einem Nutzungskonzept
und der Suche nach Fördermitteln, ließ Schinz unbeantwortet,
wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.
Anwalt der falschen Seite?
Die Verwaltung kümmert sich nach Ansicht der Initiative viel zu wenig
um die Erhaltung der Anlage, die immerhin Nummer eins der Schutzobjekte
im Welterbegebiet ist. „Eigentlich sollte die Stadt Anwalt des Schlosses
sein", sagte Weißhaar: „aber im Moment ist sie eher der
Anwalt von Herrn Schinz."
Kulturbürgermeister Lutz Vogel wies das zurück. Das Denkmalamt
erteile immer wieder Auflagen, um das Schloss als Kulturdenkmal zu erhalten.
„Mehr können wir leider nicht anordnen", betonte Vogel.
Er habe Schinz auch persönlich Unterstützung angeboten.
Geschichte des Barockschlosses Übigau
Als Lustschloß nutzte August der Starke das 1724-1726 von Graf
Flemming erbaute Barockschloss.
Die größte Binnenwerft Europas beschäftigt 1910 auf dem
Nachbargelände 1200 Mitarbeiter. Das Schloss wird als Schänke
verpachtet.
Eine Schankwirtschaft wird 1770 von Hofgärtnern im Schloss eingerichtet,
als es der Adel verließ.
Ein Arbeitersportverein zieht 1930 in seine neue Heimstatt ein.
Die Maschinenbauanstalt Übigau richtet 1836-45 ihre Verwaltung ein.
Der Ingenieur Andreas Schubert konstruiert den Personendampfer „Königin
Maria“ und die Lokomotive „Saxonia“. Dampfkessel werden
ab 1947 in der Staatswerft produziert. Der Verfall des Schlosses schreitet
nach dem Kauf 1999 durch den Heidelberger Fabrikanten Dieter Schinz fort.
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August
2006 - Uwe Ullrich,
Pieschener Zeitung
Legenden und Wirklichkeit um Schloss Übigau (Teil 1)
Schloss Übigau
„Übigau liegt am Anfang oder Ende des zu pflegenden und zu
erhaltenden Erbes.“
Das Schloss Übigau und die Umliegende Parkanlage sind hermetisch
mit einem Bauzaun abgeriegelt. Jürgen Naumann von der Bürgerinitiative
Schloss Übigau antwortet auf diese Frage, weshalb ein Engagement
für das Schloss notwendig sei: „Die Geschichte des Areals bedeutet
nicht nur den Erhalt barocken Erbes, sondern beinhaltet zugleich Technik-
und Industriegeschichte Dresdens. Weltkulturerbe Dresdner Elbtal bedeutet
nicht nur den Wiederaufbau der Frauenkirche oder die ewige Diskussion
um die Errichtung der Waldschlösschenbrücke. Weltkulturerbe
ist gleichfalls unter dem Aspekt zu betrachten, einer Verpflichtung gerecht
zu werden. Übigau liegt, wie jeder persönlich den Standort wählt,
am Anfang oder Ende des zu pflegenden und zu erhaltenden Erbes.“
Anfangs stand Schloss Übigau im Mittelpunkt des Interesse von August
dem Starken. Zwischen 1724 und 1726 ließ Feldmarschall von Flemming
durch Eosander Freiherr von Göthe Schloss Übigau errichten.
Der sächsische Kurfürst plant Elbe und Elblandschaft in den
städtischen Raum einzubinden. Er will seinen „canale grande“.
Zum orientalischen Lustgebäude in Pillnitz passen Holländisches
(Japanisches) Palais mit den ostasiatischen Porzellanen und der Umbau
des Übigauer Palais zum Persianischen Schlösschen ausgezeichnet.
Hier trifft sich in den nächsten Jahren die Prominenz der Zeit –
Habsburgs Kaiserin Elisabeth, Preußenkönig Friedrich der I.-
zu rauschenden Festen. Nach dem Tod des Vaters 1733 überließ
Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (König August III.
von Polen) das Schloss seinem Minister Graf Sulkowsky, bis er es dem in
Ungnade Gefallenen wieder „abnahm“. Noch einmal, 1753, dient
das Schloss als Lustlager während der großen Truppenparade
des sächsischen Heeres. Für das Jahr 1770 ist der letzte Besuch
eines Mitglieds des Hofes verbürgt. Der Ort wurde vom sächsischen
Hof nicht mehr benötigt. Hofgärtner richteten ein kleine Schankwirtschaft
ein. Schnelllebig ist die Zeit, der Ort bald vergessen. Die Besitzer wechseln
häufig
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27.07.2006
- Ara,
Dresdner Neueste Nachrichten, Seite 12
Facettenreich und schön
Chronik zum Welterbe Dresdner Elbtal erschienen
Brücke oder Titel, das ist hier die Frage, die seit Wochen in aller
Munde ist, heftig diskutiert, verworfen, immer wieder in den Raum gestellt
wird. Ein Ende ist noch nicht absehbar. Was es mit dem UNESCO-Welterbe
„Dresdner Elbtal“ auf sich hat, darüber informiert jetzt
eine gleichnamige Chronik, herausgegeben vom Entwicklungsforum Dresden
e.V..
Die Chronik – das sind 31 Seiten Welterbe pur in elf Beiträgen.
Der städtische Koordinator für das Dresdner Weltkulturerbe,
Matthias Lerm, blickt zurück auf die bisherige Historie des Titel:
vom ersten Vorschlag Dresdens als potentiellen Welterbestätte 1988
durch die Regierung der DDR, dem Vorschlag als Welterbestadt durch die
Bundesrepublik 1998 bis zur Beantragung des Welterbestatus 2002 durch
den Dresdner Stadtrat und der Ernennung zum Erbe im Juli 2004.
Sowohl das Bauen und Planen im Welterbegebiet, der Denkmalschutz am Beispiel
des Schlosses Übigau und Lingnerschlosses, der Naturraum Elbtal als
auch Gartenkultur im Welterbegebiet sowie Kunst und Kultur, Wissenschaft
und Wirtschaft stehen im Mittelpunkt einzelner Betrachtungen. Eine zweiseitige
Karte gibt einen Überblick über das gesamt Gebiet, zeit Zonen
und Grenzen auf, stellt Einzeldenkmale heraus.
Auch der aktuelle Zankapfel – die Waldschlösschenbrücke
– fehlt nicht im Heft. Baubürgermeister Herbert Feßenmayr
blickt in diesem Artikel zurück auf den Bürgerentscheid und
die Zweifel des UNESCO. Nach wie vor sei das Thema Brücke emotionalisiert,
betont Feßenmayr abschließend.
Die Diskussion, das Für und Wider der Brücke wird ausgespart
in diesem Heft, das „nur“ den Facettenreichtum des Welterbes
aufzeigen, über Entwicklungen im Erbegebiet informieren will.
„UNESCO Welterbe Dresdner Elbtal. Chronik 2005/2006“, herausgegeben
vom Entwicklungsforum Dresden e.V., 31 Seiten, zwei Euro; Die Chronik
ist erhältlich unter anderem in der Geschäftsstelle der DNN,
Hauptstraße 21.
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20.07.2006
- Genia Bleier,
Dresdner Neueste Nachrichten, Seite 13
Sorge um Schloss Übigau wächst
Nicht nur die Waldschlösschenbrücke, auch das Schloss Übigau
liegt dem Kuratorium Welterbe Dresdner Elbtal am Herzen. Vor einem reichlichen
Monat wandte sich das Kuratorium in Sorge um den baulichen Zustand des
Schlosses an den Eigentümer Dieter Schinz. Angeboten wurden Hilfe
und Unterstützung bei der Suche nach Nutzungskonzepten und Kontakten
sowie der Akquirierung von Fördermitteln.
Eine Antwort steht bisher aus, sagte Matthias Lerm, städtischer
Koordinator für das Welterbe, gegenüber DNN. Nachdem das Elbtal
nun auf der Roten Liste des Unesco-Welterbekomitees gelandet ist, haben
diejenigen, die sich für die Rettung des Barockschlosses einsetzen,
schlechte Karten. Ohne den Titel Welterbe fürchtet die Bürgerinitiative
Schloss Übigau den weiteren Verfall des Kulturdenkmals.
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2006
- Dr. P. Bäumler,
Dresdner Universitätsjournal 13/2006, Seite 5
Schubert und Schloss Übigau
Verschollene Relieftafel aufgetaucht
Nachforschungen des um die Belebung von Schloss Übigau bemühten
Vereins ist es zu danken, dass eine Schubert-Gedenktafel aufgefunden wurde.
Die Reliefbronze mit dem Konterfei des Mitgestalters der TU-Vorläufereinrichtung
und Erbauers der ersten Lokomotive in Deutschland, Johann Andreas Schubert
(1808-1870), war lange Zeit unauffindbar.
Schubert begann an der 1828 gegründeten Technischen Bildungsanstalt
Dresden als Famulus. Doch schon 1830 übernahm er die Lehre der Fächer
Geometrie und Mechanik. Seine technische Vielseitigkeit wurde dann nutzbringend
für den weiteren Ausbau der „Anstalt“ zu einer poytechnischen
Bildungseinrichtung, deren Profil er maßgeblich mitgestaltete. Von
1836 bis 1841 leitete Professor Schubert einen Actien-Maschinenbauverein,
der seinen Verwaltungssitz auf Schloss Übigau im westlichen Dresdner
Elbbogen hatte. Dort konstruierte er die „Saxonia“, die als
erste in Deutschland gebaute und fahrtüchtige Lokomotive 1837 bis
1839 in den benachbarten Werkhallen angefertigt wurde. Schuberts Name
verbindet sich auch mit dem ersten sächsischen Elbdampfer „Königin
Maria“, der Göltzschtal- und der Elstertal-Brücke. Mit
Aufnahme der Fächer Baukunde, Straßen- und Wasserbau wurde
Schubert zum Förderer und ersten Repräsentanten des Bauingenieurwesens
in Sachsen.
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27.06.2006
- Uwe Ullrich,
Märkische Allgemeine (MAZ)
Vernachlässigtes Weltkulturerbe
Bürgerinitiative im Dresdner Elbtal
Niesel, Schauer, Graupel. Und gerade heute lädt die "Bürgerinitiative
Schloss Übigau" zum Fest ein. Das 280 Jahre alte Haus ist freilich
mit einem Bauzaun abgeriegelt. Trotzdem drängen sich in den unweit
gelegenen Ausstellungsräumen die Besucher. Hier ist es trocken -
und die Bildtafeln über die Geschichte des Schlosses, den Ortsteil
und die umliegenden Gemeinden sind informativ.
Gelegentlich schaut Jürgen Naumann herein. Er ist einer der Initiatoren
der Bürgerinitiative und dieses Festes. Auf die Frage, weshalb bürgerschaftliches
Engagement überhaupt nötig sei, sprudelt es aus ihm heraus.
"Die Geschichte des Bauwerkes und des Parks bedeuten nicht nur den
Erhalt eines barocken Erbes. Es geht zugleich um ein Stück Technik-
und Industriegeschichte der Stadt Dresden und Sachsens überhaupt.
Weltkulturerbe ,Dresdner Elbtal' heißt nicht nur Frauenkirche oder
Debatten um die Errichtung der Waldschlösschenbrücke. Weltkulturerbe
ist eine Verpflichtung. Und Übigau liegt, je nach Standort, am Anfang
oder Ende des zu pflegenden und zu erhaltenden Erbes."
Zunächst stand es im Mittelpunkt des Interesses von August dem Starken.
Zwischen 1724 und 1726 ließ sich Feldmarschall von Flemming durch
Eosander von Göthe (der in Preußen Schönhausen, Monbijou,
Oranienburg und Charlottenburg baute) Schloss Übigau errichten. Seit
geraumer Zeit plante Sachsens Kurfürst Elbe und Elblandschaft in
den städtischen Raum einzubeziehen. Er wollte seinen "Canale
Grande". Zum orientalischen Lustgebäude in Pillnitz passten
Holländisches (Japanisches) Palais mit den ostasiatischen Porzellanen
und der Umbau der Übigauer Immobilie zum Persianischen Schlösschen.
Dann wechselten die Besitzer häufig. Doch 1837 konstruierte Andreas
Schubert hier das erste sächsische Personendampfschiff "Königin
Maria". Zwei Jahre später verließ die erste deutsche Lokomotive
"Saxonia" die Maschinenbauanstalt neben dem Schloss.
Nach 1945 war hier über vier Jahrzehnte hinweg die Verwaltung des
VEB Dampfkesselbau Übigau untergebracht, der als einziger Betrieb
der DDR Dampfkessel für Schiffe herstellte. 1993 verkaufte der neue
Eigentümer, die Liegenschaftsgesellschaft der Treuhandanstalt, das
Grundstück zum ersten Mal. Wegen eines Formfehlers wurde der Kaufvertrag
mit dem Moellner Bauunternehmer Gaedecke für ungültig erklärt.
Sechs Jahre später erwarb der Heidelberger Zigarrenfabrikant Dieter
Schinz das Anwesen. Auf die Festschreibung von Nutzungs- und Sanierungsauflagen
wurde, im Gegensatz zum ersten Verkauf, verzichtet. Seither geschah nichts
am Bauwerk, der Eigentümer wurde gerichtsbekannt und mehrfach in
der Dresdner Presse auf seine Unterlassungen hingewiesen.
Nun bemüht sich die 2005 gegründete Bürgerinitiative mit
einem "Aufruf" um Rettung. Als Bestandteil des Welterbes "Dresdener
Elbtal" müsse das Bauensemble erhalten werden: "Wir wenden
uns an den Besitzer des Schlosses, Herrn Schinz, seine Vorstellungen der
Sanierung, Nutzung und Finanzierung zur Diskussion zu stellen und die
ihm angebotene Hilfe anzunehmen." Diverse Gesprächsangebote
hätten sie bereits gemacht, erzählt Jürgen Naumann enttäuscht.
"Mit Rüpeln rede er nicht, lautete die Antwort." Zu den
"ungezogenen" Erstunterzeichnern des Aufrufes gehören der
evangelisch-lutherische Landesbischof Jochen Bohl, die Landeskonservatoren
a. D. und Professoren Gerhard Glaser und Heinrich Magirius, die Landtagsabgeordnete
Antje Hermenau (Grüne), der in Dresden geborene Autor Eberhard Panitz.
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29.05.2006
- Dresdner Neueste Nachrichten
Barockschloss und Industriedenkmal
Broschüre dokumentiert: Schloss Übigau ist beides
Hier feierte der sächsische Hof prunkvolle Feste und hier entstanden
– 100 Jahre später – die „Königin Maria“, das
erste sächsische Dampfschiff und die „Saxonia“, die erste
deutsche Lokomotive. Hier wirkte Andreas Schubert, genialer Konstrukteur
und Ingenieur, der die Technische Bildungsanstalt, Vorläufer der heutigen
TU, wesentlich prägte, und hier existierte bis 1930 die größte Binnenwerft
Europas! Noch bis 2002 wurden hier Dampfkessel gebaut. Seit vorigem Jahr
gehört es zum Unesco-Welterbe „Dresdner Elbtal“. Die Rede
ist von Schloss Übigau, dessen Geschichte vor 280 Jahren begann, als August
der Starke dem Grafen Flemming das „soeben fertig gestellte Schloss
Übigau bei Dresden“ abkaufte. Dieses und mehr kann man in der Broschüre
„Vom barocken Landschloss zum Industriestandort“ nachlesen,
die anlässlich des Schlossfestes zum Jubiläum von Schloss Übigau erschienen
ist.
In sechs Kapiteln informieren die Autoren Jürgen Naumann und Theodor van
Bernum u.a. über den Ort Übigau, den Kurfürsten (August den Starken) und
dessen Bautätigkeit, die den Dresdner Barock wesentlich prägte, über das
Landschloss und dessen Umwandlung in einen Industriestandort. Dabei gehen
sie auch auf das beginnende Industriezeitalter Anfang des 19. Jahrhunderts,
den Eisenbahnbau, die damit verbundene Entstehung der ersten deutschen
Lokomotive „Saxonia“ und ihren Konstrukteur Andreas Schubert
ein. Ein Exkurs in die „neue Zeit“ nach 1945 und den heutigen
Zustand des Schlosses rundet die Darstellung ab.
Das Heft wird mit einem Vorwort des ehemaligen Sächsischen Landeskonservator
Prof. Dr. D. Heinrich Magirius eingeleitet, der noch einmal auf die einzigartige
Bedeutung des Schlosses für die Dresdner, sächsische und deutsche Geschichte
hinweist. Besonders hervorzuheben sind eine ausführliche, vierseitige
Zeitleiste zu Schloss- und Industriegeschichte sowie ein umfangreiches
Quellenverzeichnis am Ende des Heftes.
Die Broschüre ist für fünf Euro beim TBZ-Verlag sowie in zahlreichen Geschäften
im Ortsamt Pieschen erhältlich. Ein Euro des Verkauferlöses kommt der
im Juni 2005 von interessierten und engagierten Bürgern aus Übigau und
anderen Stadtteilen gegründeten Bürgerinitiative zugute, die sich für
den Erhalt und die Nutzung des Schlosses einsetzt.
„Vom barocken Landschloss zum Industriestandort“, TBZ-Verlag,
Bürgerstraße 52, Tel.: 0351/8587701, www.tbz-verlag.de, 40 Seiten, Preis:
5 Euro
Die Gesamtansicht von Schloss Übigau, Kupferstich von C. F. Boetius, 1729Abb.
aus „Das alte Dresden“
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24.05.2006
- Sächsische Zeitung, Seite 23
Gedrucktes aus Übigau
Angebot. Eine neue Broschüre widmet sich dem Schloss Übigau
und kommt auch einer Bürgerinitiative zugute.
Hier feierte der sächsische Hof prunkvolle Feste, und hier entstanden
100 Jahre später die „Königin Maria“, das erste sächsische
Dampfschiff, und die „Saxonia“, die erste deutsche Lokomotive.
Hier wirkte Andreas Schubert, genialer Konstrukteur und Ingenieur, der
die Technische Bildungsanstalt, Vorläufer der heutigen TU, wesentlich
prägte, und hier existierte bis 1930 die größte Binnenwerft Europas. Noch
bis 2002 wurden hier Dampfkessel gebaut. Seit vorigem Jahr gehört es zum
Unesco-Welterbe „Dresdner Elbtal“. Die Rede ist von Schloss
Übigau. Die Geschichte des Schlosses begann vor 280 Jahren, als August
der Starke dem Grafen Flemming das „soeben fertig gestellte Schloss
Übigau bei Dresden“ abkaufte. Dieses und mehr kann man in der Broschüre
„Vom barocken Landschloss zum Industriestandort“ nachlesen,
die anlässlich des Schlossfestes zum Jubiläum von Schloss Übigau erschienen
ist.
In sechs Kapiteln informieren die Autoren Jürgen Naumann und Theodor von
Bernum unter anderem über den Ort Übigau, den Kurfürsten (August den Starken)
und dessen Bautätigkeit, die den Dresdener Barock wesentlich prägte, über
das Landschloss und dessen Umwandlung in einen Industriestandort. Dabei
gehen sie auf das beginnende Industriezeitalter Anfang des 19. Jahrhunderts
und den Eisenbahnbau ein. Ein Exkurs in die Zeit nach 1945 und den heutigen
Zustand des Schlosses rundet die Darstellung ab. Besonders hervorzuheben
ist eine ausführliche, vierseitige Zeitleiste zu Schloss- und Industriegeschichte.
Die Broschüre ist für fünf Euro beim TBZ-Verlag sowie in zahlreichen Geschäften
in Pieschen erhältlich. Ein Euro des Verkaufs kommt der Bürgerinitiative
zugute. Die im Juni 2005 von interessierten und engagierten Bürgern aus
Übigau und anderen Stadtteilen gegründete Initiative setzt sich für den
Erhalt und die Nutzung des Schlosses ein. (SZ)
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04.05.2006–
Kay Haufe,
Sächsische Zeitung
Reichsgraf Flemming lädt zum Schlossfest
Historische Figuren sind am Sonnabend unter den Gästen des Straßenfestes.
Ausstellungen und Vorträge informieren über den Stadtteil.
Übigau.
Der Bauherr höchstselbst wird das zweite Übigauer Schloss- und
Straßenfest am Sonnabend um 10 Uhr eröffnen. Jacob Heinrich
Reichsgraf von Flemming fand Gefallen an der idyllischen Elblage von Übigau
und ließ sich dort 1724/25 einen Prunkbau errichten. Anlässlich
seines 340. Geburtstages lädt die Bürgerinitiative Schloss Übigau
interessierte Dresdner und Gäste ein, mehr über das denkmalgeschützte
Bauwerk und den Stadtteil zu erfahren.
Eine Ausstellung in Ladenräumen des ehemaligen Konsums auf der Kaditzer
Straße zeigt die Entwicklung Übigaus vom Schloss-Sitz um Industriestandort.
Neben Informationen über die Schiffswerft und den Uferkran wird dort
auch über die Malerin Rosalba Carriera berichtet, nach der eine Übigauer
Straße benannt ist. „Besonders stolz sind wir, eine Kopie
des Kaufvertrages vom Schloss aus dem Jahr 1726 zeigen zu können,
die wir vom Staatsarchiv bekamen“, sagt Jürgen Naumann, der
Vorsitzende der Bürgerinitiative. Ein Bühnenprogramm soll neben
dem Schloss an der Rethelstraße für Unterhaltung sorgen. Ortsansässige
Unternehmen und Einrichtungen beteiligen sich daran. An 25 Ständen
informieren Vereine über ihre Arbeit, darunter auch die Initiativen
„Welterbe erhalten“, Lingnerschloss und Fernsehturm. Um 14
Uhr sprechen Fachleute über die Zukunft weiterer Schlösser im
Dornröschenschlaf. Mehrere Vorträge in der Carrierastraße
1 über die Geschichte des Industriebetriebes TuR und über Andreas
Schubert bereichern das Programm. Die Initiatoren des Festes hoffen, die
Kosten von rund 3000 Euro über den Verkauf von kleinen Kuchen, die
die Bäckerei Emil Reimann mit Symbolen des Schlosses verziert hat,
sowie mit Logo- T-Shirts des Vereins wenigstens teilweise zu erwirtschaften.
Leider haben sie es auch in diesem Jahr nicht geschafft, den Heidelberger
Unternehmer Dieter Schinz nach Dresden zu holen. Ihm gehört Schloss
Übigau seit mehreren Jahren, dennoch lässt er es verwahrlosen.
„Auf unsere persönlichen Einladungen reagiert er nicht. Wir
baten darum, einen Teil des Schlossgeländes nutzen zu können,
ohne Erfolg“, sagt Naumann. Die Festbesucher können an den
Schlossherren adressierte Grußkarten erwerben, in denen sie ihm
ihre Nutzungsvorschläge mitteilen.
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03.05.2006
- Genia Bleier,
Dresdner Neueste Nachrichten
Ein schöner Traum: Schloss Übigau als repräsentatives Gästehaus für
den Freistaat
Der Traum vom wiederbelebten Schloss Übigau währte nur drei Tage: So lange
war das Modell, Teil einer Diplomarbeit, in einer Ausstellung anlässlich
des von Bürgern organisierten Schlossfestes zu bewundern. Sina Poller
– sie lebt heute als Architektin in der Nähe von Stuttgart –
und Professor Peter Prohl von der Fachhochschule Zittau/Görlitz, Fachbereich
Bauwesen, glauben felsenfest an die Zukunft der barocken Anlage. Vor drei
Jahren haben sie sich das ruinöse Gebäude gemeinsam mit dem Eigentümer
Dieter Schinz genau angesehen. Poller lieferte anschließend ihre Diplomarbeit
ab: ein Gästehaus der sächsischen Staatsregierung. Selbstverständlich
fiktiv. Denn Geld für ein eigenes Schloss ist keines in der Kasse des
Freistaates. Immerhin habe die Staatskanzlei ein Exemplar der Arbeit angefordert,
so Prohl. Es könnten ja mal bessere Tage kommen ...
Gesehen habe der Eigentümer ihren Vorschlag bis heute nicht, bedauerte
Poller. „Mir ist nicht bekannt, was er mit dem Schloss vorhat“.
Die Ex-Dresdnerin hält Übigau für eine phantastische Anlage. Ihr Ziel
war es, eine angemessene Nutzung zu finden. Das Konzept Gästehaus hält
sie für ideal auch im Kontext zum Unesco-Welterbe. Wichtig war ihr die
Wiederherstellung des originalen Gebäudegrundrisses, der im Laufe der
Jahrhunderte verändert worden ist. Die zugebauten Loggien sollten geöffnet
und auch das verloren gegangene zweite Torhaus wieder errichtet werden.
Im Schloss sind nach diesem Entwurf Gesellschafts- und Seminarräume, eine
Miniküche und Garderobe vorgesehen. Der Restaurantbereich sollte über
Catering bedient werden. Die Gasträume sind in zwei separaten zweigeschossigen
Flügeln vorgesehen, die im Stil einer Orangerie neu gebaut werden sollten.
Zur Symmetrie der Anlage gehört natürlich auch ein wieder gewonnener barocker
Garten mit Wasserbecken, Pavillons und Heckenanlagen. Parkmöglichkeiten
sollten hinter den Gästehäusern angesiedelt werden. Das Projekt sei auch
für jedes größeres Unternehmen denkbar, findet Poller. Doch der Wunschkandidat
VW hat wie der Freistaat schon abgewunken. So bleibt es vorerst beim Modell.
Foto: D. Flechtner
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27.04.2006
- Ralf Redemund,
Dresdner Neueste Nachrichten, Seite 16
Schubert – Sachsen-Genie à la da Vinci
Überragender Gelehrter, Industrie-Pionier, Freimaurer und
Erbauer der ersten deutschen Lok und des ersten Elbdampfers
Die These ist gewagt, sei aber gestattet, um dem Multitalent Schubert
mehr Anerkennung zu verschaffen: Was Leonardo da Vinci (1452 – 1519)
für die Welt bedeutet, ist Johann Andreas Schubert (1808 – 1870)
für Sachsen: ein Universalgenie, das auf vielen Gebieten Herausragendes
geleistet hat und seiner Zeit in vielen Dingen voraus war.
Doch der Reihe nach: Der aus armen Verhältnissen stammende neun Jahre
junge Schubert hatte Glück, dass er zufällig dem Leipziger Polizeipräsidenten
von Rackel begegnet. Der ist von dem aufgeweckten Jungen so sehr angetan,
dass er ihn bei sich aufnimmt und ihm eine gute Ausbildung finanziert.
Nach dem Besuch der Thomasschule in Leipzig und des Freimauser-Instituts
in Dresden-Friedrichstadt studiert Schubert an der Bauschule der Akademie
für Bildende Künste in Dresden. Es folgt ein Praktikum bei Rudolf Sigismund
Blochmann (1784 – 1871), Begründer der Dresdner Stadtbeleuchtung
und Mitbegründer der Technischen Bildungsanstalt. An genau jener Anstalt
– einer Vorläuferin der TU Dresden – wird Schubert Lehrer
für Buchhaltung und Mathematik. Nur vier Jahre später erhält Schubert
aufgrund seiner „bekannten Geschicklichkeit“ den Titel Professor
verliehen.
Reisen bildet, Schubert zeiht es mehrfach ins fortschrittliche England,
um dort die industrielle Revolution zu studieren. In England erweitert
Schubert seine Kenntnisse im Maschinenbau und bringt sie in der Lehrplan
der Technischen Bildungsanstalt ein, als deren kommissarischer Direktor
er kurzfristig 1848/1849 arbeitet. Außerdem drängt es ihn als Unternehmer
in die Praxis. 1836 gründet er die Maschinenbau-Aktiengesellschaft in
Dresden-Übigau. Hier ersinnt und erbaut der Ingenieur die beiden ersten
Dampfboote für den Personenverkehr auf der Elbe, die „Königin Maria“
(Stapellauf 1837) und den „Prinz Albert“, macht sich aber
auch um die Entwicklung von Landmaschinen verdient.
Die Kenntnissen über den Dampfkessel und englische Dampfloks macht sich
Schubert in Sachsen zunutze, um die erste Dampflok in den deutschen Staaten
zu konstruieren: die „Saxonia“. Mit ihr wird 1839 die Strecke
Leipzig-Dresden eröffnet, allerdings englischen Loks hinterherfahrend.
Politisch habe Schubert stets der gute Draht zum Königshaus gefehlt, kommentiert
das TU-Kustos Klaus Mauersberger. Andere hätten bessere Verbindungen gehabt.
Dann arbeit Schubert sich in die Fächer Baukunde, Straßen- und Wasserbau
ein und übernimmt 1851 die Bauingenieurabteilung, wirkt fortan beim Bau
der berühmten Göltzschtal- und Elstertalbrücken mit.
Zwei Geschichtsperioden lang dient Schubert als Erbauer dieser Brücken:
Die Nationalsozialisten vereinnahmen den „einfachen Sohn des Volkes“
ebenso wie die Kommunisten zu DDR-Zeiten. Doch bei der Göltzschtalbrücke
und ihrer kleinen Schwester im Elstertal hat Schubert lediglich in bestimmten
Phasen des Entwurfs und des Baus als Gutachter mitgewirkt. Das zeigen
neuere Studien an der TU Dresden (Kustos Klaus Mauersberger, Thomas Hänseroth).
Schuberts Verdienst ist es jedoch, die gewölbetheoretische Analyse und
Berechnung vorangetrieben und in die Praxis einzuführen. Damit ist er
seiner Zeit voraus, zieht viel Kritik von den reinen „Empirikern“
auf sich. Beide Brücken sind letztlich das Ergebnis kollektiven Bemühens,
wozu Schubert maßgeblich beigetragen hat.
Als Maschinenbau-Unternehmer erleidet Schubert in Übigau Schiffbruch.
Der Ökonomie widmet er zu wenig Aufmerksamkeit. Als Lehrer feiert er bei
seinen Studenten Erfolge, weil er anschaulich vermittelt und sich um Jobs
kümmert. Als Gelehrter ist er im Gewerbeverein hoch geschätzt, spricht
unter anderem über eine dritte Elbbrücke in Dresden, Filztuchfabrikation,
Mörtel, Galvanoplastik, Elektrizität des Wasserdampfes, Leuchtgas, Mühlen,
Zünfte, die Organisation von Arbeit, die März-Revolution in Deutschland
und Schornsteine – eben ein sächsischer Universalgelehrter seiner
Zeit.
Der Elbdampferbauer: In Übigau gründet Schubert 1836 eine Maschinenbau-Aktiengesellschaft
mit Büros im Schloss (auf dem Foto links) und Werkstätten (im Foto rechts),
wo er ingenieurtechnische Pionierleistungen vollbringen sollte. Hier entstand
der Dampfkessel für die „Saxonia“, die erste deutsche Lokomotive.
Hier entwickelte man hochmoderne Landwirtschaftsmaschinen, forschte an
Flachsmaschinenspinnerei. Hier entstand teilweise mit der „Königin
Maria“ der erste Elbdampfer (im Bild die erste Überfahrt am 30.
Juni 1837) – ein Vorläufer der Sächsischen Dampfschifffahrt. Doch
hatte Schubert als Kaufmann kein glückliches Händchen. 1839 stieg der
Ingenieur aus der Direktion des Aktienmaschinenbauvereins aus. Zwei Jahre
später ging die Firma pleite.
Bilder (3): Kustodie der TU Dresden
Der Lokbauer: Unter Leitung von Johann Andreas Schubert entstand in den
Jahren 1838/1839 in Dresden-Übigau Deutschlands erste Dampflokomotive
„Saxonia“ – nach englischem Vorbild, aber konstruktiv
verbessert. Ein 1 : 10 Modell (Foto) dieser ingenieurtechnischen Meisterleistung
steht im Verkehrsmuseum Dresden. Die Original „Saxonia“ wurde
laut Auskunft der Bahn nach der Ausmusterung 1856 verschrottet.
Der Modellbauer und praktische Theoretiker: Die eigentliche überragende
Leistung Schuberts war seine Lehrtätigkeit. Als einer der ersten versuchte
der mathematisch ausgebildete Bauingenieur, praktische Arbeit mit Theorien
zu unterfüttern. Vor allem wollte Schubert anschaulich und verständlich
sein: Im Bild fünf der neun erhaltenen Getriebemodelle, die er bei dem
Modellbauer J. G. Rehme 1829 bis 1834 aus Zedernholz, Eisen und Messing
herstellen ließ. Foto: Getriebemodellsammlung der TU Dresden.
Wo Johann Andreas Schubert Spuren hinterließ
Nicht viel ist übrig von den Stätten seines Wirkens als Freimaurer, Lehrer,
Unternehmer und Polytechniker
Auf Schloss Übigau und dem Gelände des Aktienmaschinenvereins tummelte
sich Schubert drei Jahre (1836-1339) letztlich erfolglos als Unternehmer.
Die technischen Meisterleistung „Saxonia“ (erste deutsche
Lok) und „Königin Maria“ (erster Elbdampfer) ließen sich nicht
in kommerziellen Erfolg ummünzen.
An der Außenmauer des Kinderhauses auf der Friedrichstraße 46, wo Schubert
1842 bis zu seinem Tod am 6. Oktober 1870 gelebt hat, ist 1983 durch die
TU Dresden eine Gedenktafel angebracht worden. Die Tafel, verziert mit
einer Reliefdarstellung der „Saxonia“, ehrt Schubert als „Professor
für Maschinen- und Bauingenieurwesen – Pionier der Industriellen
Revolution in Sachsen“. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite
ruht Schubert in der Dennhardt,,schen Gruft auf dem Matthäusfriedhof.
Das Verkehrsmuseum auf der Augustusstr. 1 in der Altstadt zeigt Modelle
der Lok „Saxonia“, des ersten Elbdampfers „Königin Maria“,
der Elstertalbrücke sowie ein Schubert-Portrait (mehr Infos unter Tel:
0351/8644-0M ein 106-seitiger Katalog zur Schubert-Sonderausstellung aus
dem Jahr 1995 kostet fünf Euro).
Bei der Einweihung des Neubaus der Hochschule für Verkehrswesen (HfV;
heute Hochschule für Technik und Wirtschaft /HTW Dresden, am Hauptbahnhof
gelegen) ist eine Porträtbüste von Schubert im Vestibül aufgestellt worden.
Ein Abguss befindet sich seit 1978 im Andreas-Schubert-Bau der TU Dresden.
Die Kustodie der TU Dresden hat in ihrer ständigen Ausstellung „Sammlungen
und Geschichte der Tu Dresden“ im Erdgeschoss des Bürogebäudes auf
dem Zelleschen Weg 17 eine Inszenierung von Schubert geschaffen (auf Anmeldung
zu besichtigen, Tel.: 0351/46333992). Übrigens gibt es in der Kustodie
(und in der Pressestelle) auch ein Video zum Theaterstück „Alma.
Zeitreise“ von Walter Henckel. Das Schauspiel ist im Mai 2003 zum
175-jährigen Bestehen der Universität im Hörsaalzentrum auf der Bergstraße
uraufgeführt und aufgenommen wurden. Darin ist eine lauf Kustos Klaus
Mauersberger „eigenwillige Schubert-Interpretation“ enthalten,
die „ganz im Gegensatz zum üblichen Klischee, das Bild eines abgeklärten
Antihelden geformt hat“.
Damit kluge Köpfe nicht im Orkus der Geschichte verschwinden, sind diese
Geistesgrößen schon zu Zeiten der Technischen Hochschule (TH) und anschließend
der Technischen Universität (TU) namensgebend für die Gebäude der Dresdner
Hochschule gewesen. Einer dieser Geistesriesen ist Schubert. Das Forschungs-
und Lehrgebäude auf dem Zelleschen Weg 19 nennt sich ihm zu Ehren Andreas-Schubert-Bau.
Die Bildungsstätten auf der Brühlschen Terrasse und dem Antonplatz existieren
heute nicht mehr. Das Haus der Freimaurer-Loge „Zu den drei Schwertern“
auf der Ostra-Allee. Von 1830 – 37 wohnte Schubert in der Pirnaischen
Vorstadt. Weitere Gedenkplatten gibt es in Wernesgrün und an der Göltzschtalbrücke.
Die Deutsche Bahn hat einen Original-Nachbau der „Saxonia“
im Depot des DB-Museums in Leipzig stationiert.
Schubert um 1865 (Bildnis: H. Krone). Auszug aus dem Lebenslauf:
- 19. März 1808: geboren in Wernesgrün im Vogtland als Sohn eines Tagelöhners.
- Herbst 1817: begegnet zufällig dem Leipziger Polizeipräsidenten von
Rackel, der den aufgeweckten Jungen in Pflege nimmt und ihm die Ausbildung
finanziert.
- 1821: Garnisonsschule Königstein.
- 1821-24: Freimaurer-Institut Dresden.
- 1824-27: Architekturstudium Dresden.
- 1827/8: Volontär bei Blochmann.
- 1828-32: Lehrer für Buchhaltung an der Technischen Bildungsanstalt.
- 1832: Erhalt des Prädikats Professor
(Quelle: A. Weichold: J. A. Schubert)
Foto: Krone-Sammlung der TU Dresden
In der Friedrichstadt hatte Schubert prominente Nachbarn, mit denen er
auch schon mal ein Bier getrunken hat: Richard Wagner wohnte von 1847-49
im Marcolini-Palais. Opernmusikdirektor August Röckel war 1848-49 Untermieter
im Gartenhaus von Schubert.
Quelle: Arthur Weichold: Johann Andreas Schubert, Dresden 1968
Diese Tafel hängt an der Mauer zum Kinderhaus auf der Friedrichstraße.
DNN-Gewinnspiel
Damit die Freude bei der Spurensuche noch etwas länger andauert, können
Sie sich, liebe Leser, in jeder Folge unserer Serie an einem Gewinnspiel
beteiligen. Die DNN haben sich Partner gesucht, die uns freundlicherweise
Gewinne zur Verfügung stellen. Natürlich haben sie stets etwas mit den
berühmten Dresdnern der betreffenden Folge zu tun.
Bei Johann Andreas Schubert war es naheliegend, wieder das Thema Verkehr
in den Mittelpunkt zu stellen. Unsere Partner sind diesmal die Sächsische
Dampfschifffahrt, das Dresdner Verkehrsmuseum und die Firma Buch und Kunst.
Die Sächsische Dampfschifffahrt stellt eine Fahrt für zwei Personen mit
ihrem ältesten Raddampfer, der „Wehlen“ zur Verfügung. Der
Termin kann frei gewählt werden. Das Verkehrsmuseum hält dreimal zwei
Eintrittskarten für einen Museumsbesuch bereit für ganz individuelle Recherchen
zu Schubert. Bei Buch und Kunst wartet im Haus des Buches der Band „Chronik
der Eisenbahn“ aus dem Heel-Verlag auf einen Gewinner.
Schreiben Sie unter dem Stichwort „Schubert“ eine Postkarte
an den Verlag Dresdner Nachrichten, Lokaldirektion, Hauptstraße 21, 01097
Dresden.
Einsendeschluss ist der 4. Mai.
Die Verlosung für alle Folgen findet am 8. Mai statt. Mitarbeiter des
Verlages und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
VVO- TIPP
Diesen Ausflug beginnt man am Besten direkt im Stadtzentrum. Vom Verkehrsmuseum
führt der Weg dann zu Fuß zum Pirnaischen Platz. Von dort fährt die Straßenbahn
Linie 4 in Richtung Südvorstadt. Vier Stationen später hält die Bahn an
der Reichenbachstraße. Dort Aussteigen, nach wenigen Gehminuten ist die
Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) erreicht. Zu Fuß kann man
dann weiter zum Zelleschen Weg gehen, wo Kustodie der TU und der Andreas
Schubert-Bau zu finden sind.
Von dort ins Zentrum zurück geht’s mit Buslinie 61 (Richtung Löbtau)
bis „Nürnberger Platz“ und dann mit den Straßenbahnen der
Linien 3 oder 8 bis zum Hauptbahnhof. Die „10“ fährt ab Hauptbahnhof
in die Friedrichstadt. zu Wohnhaus und Grab von Johann Andreas Schubert.
Nach Übigau gelangt man am Besten mit den Straßenbahnen der Linie „4“,
nachdem man mit der „11“ vom Rand der Friedrichstadt über
die Marienbrücke gefahren ist. Die „4“ nimmt man bis Haltestelle
„Mickten“ und steigt dort in die Quartierbuslinie 79 in Richtung
Übigau um. An der Haltestelle Scharfenberger Straße aussteigen, durch
Übigau kann man dann bequem das kurze Stück zum Schloss laufen. Leider
ist das alte Schloss selbst jedoch nicht zugänglich.
LESE-TIPP
Hänseroth, Thomas (Hrsg.): Wissenschaft und Technik – Studien zur
Geschichte der TU Dresden. Bd. 2 der dreibändigen Reihe „175 Jahre
TU Dresden“, Köln 2003
Mauersberger, Klaus: Mythos Schubert – Legendenbildung um einen
sächsischen Techniker, in: Sachsen in der Wissenschafts- und Technikgeschichte,
Festschrift für Friedrich Naumann in der Reihe Freiberger Forschungshefte:
Hrsg.: Michael Hascher, Stephan Luther, Dagmar Szöllösi, Freiberg 2005
Verkehrsmuseum Dresden und Technische Universität Dresden: Johan Andreas
Schubert – Ein sächsischer Lehrer und Ingenieur – 19. März
1808 bis 6. Oktober 1870. Eine Sonderausstellung (1995) im Verkehrsmuseum
Dresden aus Anlass des Todestages vor 125 Jahren. Knapp gehaltener,
reich bebilderter, didaktisch gut aufbereiteter 104-seitiger Ausstellungskatalog,
der noch für fünf Euro im Verkehrsmuseum Dresden zu haben ist.
Weichold, Arthur: Johann Andreas Schubert – Lebensbild eines bedeutenden
Hochschullehrers und Ingenieurs aus der Zeit der industriellen Revolution.
Hrsg.: TU Dresden, 1968
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26.04.2006
- Dana Peter,
Dresdner Morgenpost
Gar nicht lustig, wie Augusts altes Lustschloss verfällt
Bürgerinitiative will das Schloss Übigau retten
Das Schloss Übigau gehört seit fast zwei Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Doch geholfen hat es nichts: Das Lustschloss von August dem Starken gammelt
weiter vor sich hin. Eine Bürgerinitiative will das höfische Idyll an
der Elbe jetzt mit einem Fest wieder beleben. Doch der Schlossherr weigert
sich, dafür die Tore zu öffnen.
Rund 20 Dresdner engagieren sich seit Juni 2005 ehrenamtlich für den Erhalt
der barocken Anlage. „Aber der Besitzer macht es uns schwer",
sagt Jürgen Naumann, Sprecher der Bürgerinitiative Schloss Übigau. Der
Zigarren-Unternehmer Dieter Schinz aus Heidelberg hatte das Schloss samt
Garten 1999 von der TLG Immobilien GmbH gekauft. „Seitdem erfüllt
er mit Ach und Krach die Denkmalschutzauflagen."
Schinz wollte damals zügig sanieren. Büros, Wohnungen, Künstler sollten
einziehen und später der kunsthistorisch wertvolle Garten wieder aufgehübscht
werden. Das war im Frühjahr 2000. Doch bis heute gibt es kein Sanierungskonzept.
„Das Gebäude steht seit 15 Jahren leer und verfällt", bedauert
Naumann. Die Fenster sind eingeschlagen oder vernagelt, die Fassade bröckelt,
überall wuchert Unkraut.
Am 29. April veranstalten die Übigauer von 10 bis 18 Uhr ein Schlossfest
- allerdings außerhalb der Schlossanlage, die notdürftig von einem hässlichen
Bauzaun gesichert wird. „Wir haben den Schlossherren eingeladen,
mehrfach angeschrieben und angerufen. Doch es kam keine Reaktion",
sagt Naumann. Nur seine Ehefrau habe er mal an der Strippe gehabt und
die hätte die Nutzung von Schloss und Garten ausdrücklich verboten. „Sie
hatte angeblich Sorge, dass die Festbesucher etwas kaputtmachen könnten."
Auch die Morgenpost versuchte Schinz zu erreichen -vergeblich. „Wir
würden selbst gern wissen, wo er ist", ließ sein Büro verlauten.
Für den Fall, dass der Hausherr überraschend zum Schlossfest kommen sollte,
hat Naumann vorgesorgt: „Die Zufahrt zum Schloss ist gewährleistet.
Wir wollen keinen Ärger."
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26.04.2006
- Genia Bleier,
Dresdner Neueste Nachrichten
Schlossfest ohne Schlosszutritt
Am Sonnabend laden drei Initiativen zum Feiern rund um Schloss
Übigau ein
Ein Schloss hat Geburtstag, doch der Schlossherr denkt gar nicht ans
Feiern. Gäste kommen trotzdem. Zaungäste gewissermaßen. Eingeladen haben
an diesem Sonnabend das Kulturbüro Sachsen ev., die Bürgerinitiative Schloss
Übigau und der Augustus Rex e.V zu einem Schlossfest. An der Rethelstraße/Ecke
Werftstraße soll von 10 bis 18 Uhr die Errichtung von Schloss Übigau vor
280 Jahren unter dem Motto „Euch ist ein trefflich Werk gelungen"
gefeiert werden. Diese Worte legen die Veranstalter August dem Starken
in den Mund, der das barocke Lustschloss im April 1726 dem Bauherrn Graf
Jacob Heinrich von Flemming abkaufen ließ. Die Kaufurkunde aus dem Hauptstaatsarchiv
soll zum Fest gezeigt werden.
Übigau ist nicht irgendein Schloss, sondern ein Kulturdenkmal mit langer
Geschichte zwischen Prunk und Glanz, Entwicklungs- und Industriestandort,
Zerstörung und Verfall. Hier beginnt das Welterbe Dresdner Elbtal. Doch
davon werden die Besucher am Sonnabend nur indirekt über eine Ausstellung
etwas merken. Schlossbesitzer Dieter Schinz, ein Unternehmer aus Heidelberg,
öffnet weder Haus noch Garten, informierte Jürgen Naumann, Sprecher der
Bürgerinitiative. Wir haben nach wie vor keinen Kontakt zum Eigentümer."
Auch das sich im Besitz der TLG Immobilien befindliche Werftgelände bleibt
tabu. So muss das Schlossfest gleich nebenan stattfinden. Den Platz dafür
habe das Bundesvermögensamt zur Verfügung gestellt, lobt Naumann. Auch
die Stadt sei sehr entgegenkommend gewesen.
In einem Bühnenprogramm werden u.a. Graf Flemming, aber auch der Schlossarchitekt
J. F. Eosander von Göthe, August der Starke und Gräfin Cosel auftreten.
Musikalische Darbietungen steuern eine Vokalgruppe der Laurentiuskirchgemeinde,
Detlef Hutschenreuter und Übigauer Kita-Kinder bei. Im Andenken an den
Dampfschiff und Lokomotiv-Konstrukteur Andreas Schubert wird es eine Kindereisenbahn
und den Nachbau der „Saxonia" im Miniformat geben. Händler
bieten Volksfest-Typisches an. Die Bürgerinitiative verkauft Schlossposter
(4 Euro), Schlossmedaillen (5 Euro) und mehr zum Thema. Die Bäckerei Emil
Reimann stiftet Törtchen mit passenden Motiven. Auf der Elbe wartet ein
Floss auf Passagiere. Die Ausstellung zur Geschichte des Schlosses, des
Dorfes Übigau und der Werft ist in der Ladenpassage Carrierastraße 3 -
5 zu sehen (voraussichtlich bis 1.5.). Künstler mit entsprechenden Werken
können sich noch beteiligen (Tel. 8 58 77 01).
• Schlossfest Übigau:
29.4., 10-18 Uhr Rethelstraße/Ecke Werftstraße unter Schirmherrschaft
von Landtagspräsident Erich Iltgen; Ausstellung in der Ladenpassage Carrierastraße
3 - 5; Eintritt frei.
• Aus der Geschichte von Schloss Übigau:
- 1724-26 von Johann Friedrich Eosander von Göthe für Feldmarschall Graf
Jacob Heinrich von Flemming errichtet - 1726 kauft Graf Wackerbarth das
Schloss für August den Starken
- ab 1727 prunkvolle Hoffeste
- 1770 letzter Besuch des Hofes
- 1813 zerstören napoleonische Soldaten die Inneneinrichtung
- 1836 - 1845 Verwaltungssitz des Aktien-Maschinenbauvereins unter Andreas
Schubert -1886 - 1921 Schlossschänke - 1930 zum Abbruch vorgesehen; bis
1933 Vereinsheim des Arbeitersportvereins Dresden
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26.04.2006
- Vera Kliemann,
Sächsische Zeitung
Ein Bürgerfest vor dem Bauzaun
Übigau. Bürgerinitiative lädt am Sonnabend zum Schlossjubiläum
ein
Euch ist ein trefflich Werk gelungen", diesen Satz soll der sächsische
Kurfürst gesagt haben, als er 1726 das Übigauer Schloss kaufte. Rauschende
Hoffeste haben hier stattgefunden. Heute steht das Schloss unter Denkmalschutz,
und es schläft einen Dornröschenschlaf. Der Heidelberger Unternehmer Dieter
Schinz kaufte 1999 das Schloss von der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft.
Passiert ist aber seither nichts, das historische Gebäude verfällt immer
mehr. Eine Bürgerinitiative, 2005 gegründet, setzt sich für den Erhalt
des Schlosses und eine sinnvolle Nutzung ein. Am Sonnabend, von 10 bis
18 Uhr, lädt sie zusammen mit dem Kulturbüro Sachsen e. V und dem Verein
Augustus Rex zu einem Fest in der Rethel-/Ecke Werftstraße ein. 280 Jahre
Schloss Übigau sollen gefeiert werden.
„Wir wollen auf dieses Kleinod in der Weltkulturerbe-Landschaft
aufmerksam machen", sagt Jürgen Naumann von der Bürgerinitiative.
Allerdings finden die Festivitäten nicht im Schloss und auch nicht im
umliegenden Garten statt, sondern davor. Ein Bauzaun umgibt das historische
Areal. „Herr Schinz wurde als Erster von unserem Vorhaben informiert.
Es gibt von seiner Seite aber seit längerem überhaupt keine Reaktion,
so dass den Besuchern weder Schlossräume noch Garten gezeigt werden können",
so Naumann.
Cosel im Bühnenprogramm
Auf dem Platz neben dem Schloss soll eine Bühne stehen. Hier treten berühmte
Persönlichkeiten auf - auch Reichsgraf Jacob von Flemming (Maj-Britt Resch)
und die Gräfin Cosel (Veneta Lorenz) vom Historienverein Augustus Rex,
e. V.
Eine Ausstellung in der Carrierastraße 3-5 gibt Einblicke in die Geschichte
des Schlosses und Werft. Auch Bilder von Übigau sind hier zu sehen. „Wer
Gemälde oder Grafiken besitzt und sie zeigen möchte, kann sich gern bei
uns melden", sagt Jürgen Naumann. Es wird ein extra Kinderprogramm
geben, Kutsch- und Floßfahrten sowie Händlerstände mit Blumen-, Schmuck-
und kulinarischen An boten. Die Bäckerei Emil Reimann verkauft Kuchenstücke
mit Motiven aus der Geschichte von Übigau. Sammler können Zollstöcke mit
ebensolchen Motiven erwerben.
Alle Festveranstaltungen sind kostenlos.
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06.04.2006
- Marion Gröning,
Sächsische Zeitung
Ein fast vergessenes Schloss
Obwohl der sächsische Hof hier einst prunkvolle Feste feierte und hier
die erste sächsische Lokomotive entstand, zeugt heute nur noch wenig von
der Pracht des Schlosses Übigau. Seine Geschichte begann vor genau 280
Jahren, als August der Starke dem Grafen Flemming das gerade fertig gestellte
Gebäude abkaufte. Auf dieses Ereignis will die Bürgerinitiative Schloss
Übigau mit einer Schautafel hinweisen, die sie gestern an einem Haus neben
dem Schloss enthüllte. Die Mitglieder der Initiative setzen sich für den
Erhalt und die denkmalgerechte Sanierung von Schloss Übigau ein.
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06.04.2006
- Genia Bleier,
Dresdner Neueste Nachrichten
Gedenktafel für Andreas Schubert
Die Bürgerinitiative Schloss Übigau informiert seit gestern in einem
Schaukasten am Nachbargebäude des Schlosses über dessen Geschichte und
aktuelle Vorhaben rund um das Kulturdenkmal.
Bis zum 280-jährigen Jubiläum des Barockschlosses, das der Verein am 29.April
mit einem Fest begehen will, soll auch eine Gedenktafel für den Konstrukteur
der ersten deutschen Lokomotive „Saxonia“ und des ersten sächsischen
Dampfschiffes, Andraes Schubert, angebracht werden. Darüber informierte
Sprecher Jürgen Naumann. Bis Anfang der 90er Jahre erinnerte eine Bronzetafel
an den im Schloss wirkenden Schubert. Der Verbleib der Gedenktafel habe
bisher nicht geklärt werden können.
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05.04.2006
- E. Garten,
Sächsischer Bote
Ein Schloß mit bewegter Geschichte
Schloß Übigau hat in seiner 280jährigen Geschichte so einiges
erlebt: Glanz und Gloria, aber auch Elend und Verfall
Das Schloß wurde als zweigeschossiger Barockbau am Elbufer mit offener
Bogenhalle an der elbseitigen Front 1724-1726 durch Johann Friedrich Eosander
für den sächsischen Kabinettsminister Jacob Heinrich von Flemming errichtet.
Die Anlage besaß seinerzeit einen reich geschmückten französischen Park
mit zwei Torhäusern zur Landseite, vier Pavillons, Wirtschaftsflügel,
Orangerie und Springbrunnen. Die zweiflüglige Treppe zur Elbe bildete
nach dem Schloß Pillnitz und dem Japanischen Palais eine dritte Anlegestelle
für Gondeln des Hofes.
Mitte des 19. Jahrhunderts begann eine neue Zeit für das Schloß. In den
folgenden Jahrzehnten übernahmen mehrere neue Besitzer das Schloß und
errichtete u.a. eine Fabrik zum Bau von Dampfmaschinen.
Eine Dampfkesselbaufirma nutzte das Gebäude bis zur Enteignung 1948.
Bis in die 80ziger Jahre diente das Schloß mit den Resten des Parkgeländes
dem „VEB Dampfkesselbau Übigau" als Verwaltungsgebäude.
Nach der Wende begann für das Schloß Übigau eine endlose Leidens-Geschichte.
Seit 16 Jahren verfällt es zusehends. Ende der 90er Jahre erwarb ein Unternehmer
aus Heidelberg als potentieller Investor das Schloß und angrenzenden Grundstücke,
für eine dringend notwendige Sanierung passiert weiterhin nichts. Der
Eigentümer sieht sich zur Zeit nicht in der Lage, Konkretes zum Fortgang
wie Baubeginn oder spätere Nutzung etwas mitzuteilen. Das Gebäude verfällt
weiter, äußerlich wurde nichts getan, Fenster sind eingeschlagen, der
Putz bröckelt und überall wuchert Unkraut.
Deshalb gründete sich im Juni des vergangenen Jahres eine Bürgerinitiative
aus engagierten Übigauern und interessierten Bürgern. Zur Zeit besteht
die Initiative aus ca. 20 Mitgliedern. Ihr Ziel ist der Einsatz für den
Erhalt des Schlosses, seine Instandsetzung und eine Nutzung, die seiner
historischen Bedeutung als barocke Anlage und Industriestandort entspricht.
Mit ihrem Einsatz wollen sie erreichen, daß sowohl der Besitzer als auch
die Behörden der Stadt Dresden sich ihrer Verantwortung bewußt werden
und dem Schloß Übigau eine würdige Zukunft sichern. Mit zahlreichen Informationsveranstaltungen
und Unterschriftensammlungen fanden die Initiatoren zahlreiche Befürworter
ihres Unterfangens. Allein beim Geschichtsmarkt am vergangenen Wochenende
wurden einige hundert Unterschriften gesammelt.
Am 29. April findet das erste Übigauer Schloßfest unter dem Titel „Euch
ist ein trefflich Werk gelungen" anläßlich des 280jährigen Bestehens
des Schlosses statt. Dabei geben sich August der Starke, Graf Flemming
(Bauherr) und der Hofstaat die Ehre. Und es kommt zu einer historischen
Begegnung der besonderen Art!
Schloß Übigau ist derzeit völlig dem Verfall preisgegeben.
Foto, BIÜ beim 3. Geschichtsmarkt
Mitglieder der Bürgerinitiative Schloß Übigau (v.l.: Werner Müller, Petra
Schottke, Jochen Weißhaar und Jürgen Naumann) fanden beim 3. Geschichtsmarkt
viele Unterstützer für ihr Engagement.
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04.04.2006
- Landeshauptstadt Dresden - Tourismus, www.dresden.de
Vom barocken Landschloss zum Industriestandort
- 280 Jahre Schloss Übigau
Hier beginnt - von Westen kommend - das UNESCO Welterbe "Dresdner
Elbtal": Schloss Übigau.
Das Lustschloss war Teil des Traumes Augusts des Starken, aus Dresden
ein "Elbvenedig" zu schaffen. Die Elbe als "Canale Grande",
gesäumt von prächtigen Palästen.
Heute ist es das Dornröschen unter den Dresdner Schlössern und
wartet noch immer, wachgeküsst zu werden. Dazwischen schrieb Schloss
Übigau Industriegeschichte. Denn hier entwickelte Johann Andreas
Schubert, dessen Geburtstag sich am 19. März 2008 zum 200. Mal jährt,
die Maschinen für das erste deutsche Dampfschiff und die erste deutsche
Dampflokomotive.
Die Geschichte von Schloss Übigau ist nachzulesen in einem neuen
kleinen Heft von Theodor van Bernum und Jürgen Naumann. Es ist für
fünf Euro zzgl. Porto und Versand erhältlich unter
www.tbz-verlag.de, Tel.: 0351-8587701
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01.04.2006
- Stadtspiegel Extrablatt
Vortrag zum Jubiläum - 280 Jahre Schloss Übigau
Dresden- Zu einem Vortrag „Vom barocken Landschloss zum Industriedenkmal“,
welcher anlässlich der 280 Jahre Schloss Übigau stattfindet, sind Interessenten
am 3.4.2006 um 18.00 Uhr im Stadtarchiv Dresden, Elisabeth-Boer-Straße
1, herzlich willkommen. PR-Berater und Gründungsmitglied der Bürgerinitiative
Schloss Übigau, Jürgen Naumann, wird durch den Vortrag führen und gibt
Einblicke und zahlreiche Informationen über die Geschichte des Barock-Schlosses
wieder, welches in den Jahren 1724-1726 von Johann Friedrich Eosander
errichtet wurde.
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April
2006 - Stadtbild- unstatthaft / Eine Verführung
Schloß Übigau
Ein Ausstellungsprojekt zur Wiederbelebung verlorener Orte
Idee: Undine Materni & Claudia Reh
Abbildung: Schloß Übigau
Architekt: Eosander von Göthe
Bauzeit: 1724 – 1726
Adresse: Rethelstraße, 01139 Dresden
Eigner: Dieter Schinz, Zigarrenfabrikant, Heidelberg
Das Lustschloss wurde für den Feldmarschall Graf Jacob von Flemming auf
ehemaligen Weinberggrundstücken von enteigneten Bauern errichtet.
1726 ging es in den Besitz von August dem Starken über, der es jedoch
nur selten besuchte. In dieser zeit entstand die zur Elbe führende doppelläufige
Treppenanlage.
Der Sohn und Nachfolger August des Starken, Kurfürst Friedrich August
II. von Sachsen überließ es seinem Minister Graf Sulkowsky, der es später
wieder an die Krone zurück verkaufte.
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss kaum mehr genutzt
und verwahrloste; in der Zeit des Napoleonischen Krieges wurde es zudem
geplündert.
1831 ersteigerte Ratszimmermeister Paul Siemen das Anwesen und baute das
Schloss aus. Zwischen 1836 und 1845 war es Verwaltungssitz des Aktien-Maschinenbauvereins
unter Andreas Schubert.
In der Zeit der Weltwirtschaftskrise sollte das Schloss eigentlich abgerissen
werden, wurde aber bis 1933 von der KPD gepachtet und war u.a. Vereinsheim
des „Roten Sportvereins 1895 e.V.“.
Nach der Enteignung durch die nationalsozialistischen Machthaber diente
es zeitweise als Wohnhaus der Werftbesitzerfamilie Birke, die zu besonderen
Anlässen im Park Bälle und andere Veranstaltungen durchführte.
In der Zeit der DDR hatte der VEB Dampfkesselbau seine Verwaltung im Schloss
und nutzte es bis 1990.
1993 scheiterte der Verkauf an K.-P. Gaedecke, welcher im Schloss u.a.
Künstlerateliers einrichten wollte, wegen eines Formfehlers. 1999 erwarb
Dieter Schinz, ein Heidelberger Unternehmer das Anwesen. Seither wurden
lediglich einige Maßnahmen zur Sicherung der Bausubstanz durchgeführt;
der Besitzer hüllt sich in Schweigen.
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April
2006 - Theodor van Bernum,
Pieschener Zeitung
„Euch ist ein trefflich Werk gelungen!"
Übigau feiert das 280-jährige Bestehen seines Schlosses
„Euch ist ein trefflich Werk gelungen!" Unter diesem Motto
feiert Übigau anlässlich des 280jährigen Bestehens des Übigauer Schlosses
am 29. April ein opulentes Schlossfest. August der Starke, Graf Flemming
(Bauherr) und der Hofstaat geben sich an diesem Tag die Ehre. Und es kommt
zu einer historischen Begegnung der besonderen Art!
Mit dem ersten Übigauer Schlossfest soll an die bedeutende Historie des
Ortes als barockes Lustschloss und als Industriestandort erinnert werden.
Die Initiatoren wollen damit auch wieder an die Tradition kleiner Stadtteilfeste
in Übigau anknüpfen, welche in den 70er Jahren an diesem Ort stattfanden.
Veranstalter des Schlossfestes ist ein Verbund aus der Bürgerinitiative
Schloss Übigau, dem Kulturbüro Sachsen und dem Verein Augustus Rex e.V.
Die Besucher erwartet ein bunt gemischtes Rahmenprogramm für Groß und
Klein, welches von einem Bühnenprogramm mit Szenen aus der Geschichte
über Ausstellungen bis hin zu Informationsveranstaltungen zur Zukunft
des Schlosses und der Umgebung reichen. Für die spielerische Unterhaltung
der Kleinen und Kleinsten ist ebenso gesorgt wie für das leibliche Wohl
der Gäste. Die im Juni 2005 von engagierten Übigauer Bürgern gegründete
Bürgerinitiative Schloss Übigau setzt sich durch vielfältige Aktivitäten
für eine angemessene Instandsetzung und Nutzung des Schlosses und der
näheren Umgebung ein. Mit der Organisation des Schlossfestes soll daher
auch auf den derzeit bedauernswerten Bauzustand von Schloss Übigau hingewiesen
werden, welches seit dem letzten Jahr auch als markantes und bedeutendes
Baudenkmal zum UNESCO-Weltkulturerbe Dresdner Elbtal gehört.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative Schloss Übigau weilten Anfang April
einen Schaukasten vor dem Anwesen am geplanten Elberadweg ein. Der Kasten
soll auf die Bedeutung von Schloss Übigau als barockes und industrielles
Baudenkmal aufmerksam machen. Hier findet man aktuelle Informationen zum
Schloss und der Bürgerinitiative
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29.03.2006
- Sächsischer Bote
Schloss-Vortrag
>Beitrag folgt<
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21.03.2006
- Dresdner Neueste Nachrichten
Aufruf zur Rettung von Schloss Übigau
Radebeul. Die Bürgerinitiative Schloss Übigau startet eine Unterschriftenaktion
zur Erhaltung des historischen Baus und Industriedenkmals im Welterbe
Oberes Elbtal. Der Aufruf mit Unterschriftenliste liegt im Radebeuler
Rathaus, Pestalozzistraße 6, Zimmer 16 in der ersten Etage aus. Der Aufruf
wendet sich an den Besitzer des Schlosses, Dieter Schinz, seine Vorstellung
der Sanierung, Nutzung und Finanzierung öffentlich zu machen.
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März
2006 - Theodor van Bernum,
Pieschener Zeitung
Rettet das Schloss
Hinter einem Bauzaun und mit vernagelten Fenstern verfällt das Kulturdenkmal
Schloss Übigau seit Jahren. Eine im letzten Jahr gegründete Bürgerinitiative
mag sich mit diesem bedauernswerten Zustand nicht mehr abfinden und startete
jetzt eine Unterschriftenaktion zur Rettung des Schlosses an der Elbe.
Im April dieses Jahres steht Schloss Übigau seit 280 Jahren. Und das ist
doch wohl ein guter Grund zum Feiern. So sieht es jedenfalls die Bürgerinitiative
Schloss Übigau. Schließlich handelt es sich bei diesem herrschaftlichen
Anwesen nicht um irgendeines der in Dresden zahllosen historischen Gemäuer,
sondern um ein höchst bedeutendes Kulturdenkmal.
In jüngster Zeit bietet Schloss Übigau leider ein sehr beklemmendes Bild.
Der Zahn der Zeit nagt kräftig an der barocken Sandsteinfassade des Anwesens.
Die Fenster sind vernagelt. Zwar verwehrt ein Bauzaun den Besuchern den
Zutritt zu Schloss und Park, nur gebaut wird ganz offensichtlich
nicht. Und so schreitet der Verfall des Anwesens unübersehbar voran.
Eine von besorgten Anwohnern im letzten Jahr gegründete Bürgerinitiative
zur Rettung von Schloss Übigau mag sich mit diesem bedauernswerten Zustand
nicht länger abfinden. Sie startete einen Aufruf zur Rettung des Schlosses
Übigau. Ziel ist es, eine breite Öffentlichkeit für den Erhalt des Kulturdenkmales
zu mobilisieren, da alle Gesprächsversuche mit dem Eigentümer bisher scheiterten.
Offene Türen in Übigau zum Schlossfest
Fest zum 280jährigen bestehen des Schlosses geplant
Schloss-Eigentümer Dieter Schinz stellte bisher nur einen Bauzaun um
sein marodes Anwesen. Auch die Stadt Dresden sowie der zuständige Denkmalschutz
zeigen wenig Interesse am Erhalt von Schloss Übigau. "Damit verfällt
bisher unbeachtet ein Teil dessen, was Dresden den Unesco-Titel Welterbe
eingebracht hat", begründete der Vorsitzende der neuen Bürgerinitiative,
Heinz Scholz, den neuen Aufruf zur Rettung des Baudenkmals beim Pressetermin
am 10. Februar in der Altmicktener Lindenschänke. In den nächsten Wochen
wird der Aufruf zur Unterzeichnung an zahlreichen Orten in Dresden und
Umgebung ausliegen.
Zum 280jährigen Jubiläum von Schloss Übigau im April plant die Bürgerinitiative
ein Schlossfest. Ob der Eigentümer Dieter Schinz dafür allerdings den
Bauzaun rund um sein Schloss Übigau öffnen wird, steht derzeit noch
in den Sternen. Gefeiert wird aber dessen ungeachtet in jedem Fall.
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22.02.2006
- Genia Bleier,
Dresdner Neueste Nachrichten
Schloss Übigau bleibt auf der Tagesordnung
Gestern gab es ein erstes offizielles Gespräch zwischen der Bürgerinitiative
Schloss Übigau und der Stadt. Beide Seiten hätten signalisiert, dass sie
an einem Strang ziehen, sagte BI-Sprecher Jürgen Naumann sinngemäß auf
Nachfrage der DNN. Im Bemühen der Rettung des Kulturdenkmals im Welterbegebiet
seien jetzt monatliche Kontakte mit der Denkmalpflege vereinbart worden.
Die BI habe Kulturbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) auch ihre Nutzungsideen
für das Schloss vorgestellt. Vom Eigentümer liege eine Sanierungs- und
Nutzungskonzeption bisher nicht vor. Die Stadt hatte sie bis Ende 2005
erbeten. - Auch die Bürgerinitiative Welterbe Dresdner Elbtal beschäftigt
sich heute mit Schloss Übigau.
Jürgen Naumann hält 19 Uhr in der Dürerstraße 89 (WG Johannstadt)
einen Vortrag "Vom barocken Landschloss zum Industriedenkmal".(Hervorhebung
J.N.)
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22.02.2006
- Sächsischer Bote
Bürgerinitiative startet Aufruf
Übigau: Am vergangenen Freitag startete die Bürgerinitiative Schloss
Übigau offiziell die Unterschriftenaktion zur Erhaltung des historischen
Bau- und Industriedenkmales im Welterbe Oberes Elbtal.
Acht bekannte Persönlichkeiten, wie Landesbischof Jochen Bohl, MdL Antje
Hermenau, die ehemaligen Landeskonservatoren Prof. Heinrich Magirius und
Prof. Gerhard Glaser, Handwerkskammerpräsident Claus Dittrich, Eva Jähnigen,
Landessprecherin von Bündnis 90/ Die Grünen, der Schriftsteller Eberhardt
Panitz haben mit Ihrer Unterschrift als Erstunterzeichner das Anliegen
der Bürgerinitiative bereits unterstützt.
„ Da Schloss Übigau nicht im Zentrum der Landeshauptstadt und auch
nicht im bekannten Loschwitz-Pillnitzer Teil des Welterbegebietes liegt,
müssen wir es stärker in das Bewusstsein der Dresdner bringen, denn verrücken
können wir es nicht.“, so die Organisatoren. „Dazu soll der
Aufruf dienen. Wir hoffen, dass viele Dresdner unterschreiben und sich
so zu Schloss Übigau und seiner wechselhaften, aber spannenden Geschichte
bekennen.“
Der Aufruf wird in den nächsten Wochen an verschiedenen Orten in Übigau,
Dresden und der Umgebung zur Unterschrift ausliegen.
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15.02.2006
- Wochenkurier
Rettung für Schloss Übigau?
Bürgerinitiative startet Aufruf
DRESDEN. Nach dem Grundsatz „Eigentum verpflichtet" hat sich
die Bürgerinitiative zur Rettung des Schlosses Übigau an den Besitzer,
Dieter Schinz, gewandt. Die Bürgerinitiative beklagt, dass er seit sechs
Jahren nichts unternimmt, um das Schloss vor dem weiteren Verfall zu retten
und es wieder einer Nutzung zuzuführen. Gleichzeitig werden die Behörden
der Stadt und des Freistaates aufgefordert, dem Besitzer alle erforderliche
Hilfe anzubieten, ihn aber auch in die Pflicht zu nehmen. „Wir sind
der Meinung, wenn die Differenzen zur Waldschlösschenbrücke beigelegt
sind, wird das Schloss in absehbarer Zeit das Welterbe erneut in Frage
stellen, wenn es nicht saniert wird, sondern weiter verfällt", sagt
Jürgen Naumann von der Bürgerinitiative. Erstunterzeichner des Aufrufs
sind u.a. Antje Hermenau, Heinrich Magirius und Gerhard Glaser.
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15.02.2006
- Genia Bleier,
Dresdner Neueste Nachrichten
Schloss Übigau - "Der Zustand ist eine Schande"
August der Starke könnte im April das 280-jährige Jubiläum seines Schlosses
Übigau feiern. 1724/25 erbaut, erwarb er das barocke Lustschloss 1726
von seinem Minister Jacob Heinrich Reichsgraf von Flemming. Seitdem nahm
es eine wechselvolle Geschichte, gewann nicht zuletzt auch als Geburtsort
der ersten deutschen Lokomotive "Saxonia" und des ersten sächsischen
Dampfschiffs durch Andreas Schubert an Bedeutung, und ist heute vom Verfall
bedroht.
Feiern wird der jetzige Schlossbesitzer, der Heidelberger Unternehmer
Dieter Schinz, den "280." kaum. Das will am 29. und 30. April
die Bürgerinitiative (BI) Schloss Übigau tun und lädt schon heute zu einem
kleinen Fest im Umfeld des Schlosses ein. Ob die Bürger, die sich vehement
der Rettung des Kulturdenkmals im Welterbegebiet verschrieben haben, wenigstens
den Schlosspark dafür nutzen dürfen, ist unbekannt. Der Eigentümer hüllt
sich nach einer Kontaktaufnahme mit der Stadt Ende November 2005 weiter
in Schweigen. Zumindest mit der BI spricht er nach deren Angaben nicht.
Der Zustand des Schlosses mit einmaligen originalen Wandmalereien sei
eine Schande, schimpft Jürgen Naumann, Mitinitiator der Bürgerinitiative.
Die Mitglieder wollen dem Drama nicht länger untätig zuschauen und haben
eine Unterschriften-Aktion zur Rettung von Schloss Übigau gestartet. Zu
den ersten Unterzeichnern gehörten u.a. Landesbischof Jochen Bohl, die
Denkmalpfleger Heinrich Magirius und Gerhard Glaser, die Frontfrauen der
Bündnisgrünen Antje Hermenau und Eva Jähnigen sowie Handwerkskammer-Präsident
Claus Dittrich.
Der Aufruf soll als "moralischer Appell" an die Verantwortlichen
von Stadt und Land und an den Eigentümer verstanden werden. Zugleich haben
sich BI-Mitglieder an die Suche von verschollenen Sandstein-Plastiken
gemacht, die die Säulen um das Schloss zierten. Der Verbleib von elf Figuren
konnte bisher nachgewiesen werden, 26 fehlen noch. Gedanken machen sich
die Bürger auch um die Nutzung der privaten Immobilie. Man könne sich
vorstellen, gemeinsam mit dem Barock-Kultur und Militärhistorienverein
"Augustus Rex" e.V. als Pächter aufzutreten und ein Vereins-
und Schulungszentrum zu etablieren. Über finanzielle Aspekte müsse allerdings
noch nachgedacht werden, hieß es. Vielleicht bringt ja der 21. Februar
ein Stück Klarheit: Dann will Kulturbürgermeister Lutz Vogel (parteilos)
mit der Bürgerinitiative reden.
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11.02.2006
- AW,
Dresdner Morgenpost
Herr Schinz, wann retten Sie Schloss Übigau?
Seit 15 Jahren droht das Schloss Übigau zu verrotten: Jetzt macht die
Bürgerinitiative zum Erhalt des Schlosses mobil, ruft den Besitzer auf,
endlich etwas zu tun. Schließlich liegt das Schloss mitten in der als
Unesco-Weltkulturerbe anerkannten und geschützten Dresdner Elblandschaft.
Das Schloss wurde von 1724 .bis 1726 von Johann Friedrich Eosander erbaut.
August der Starke feierte dort rauschende Feste. Im 19. Jahrhundert schrieb
das Schloss Industriegeschichte. Andreas Schubert baute dort die erste
komplett in Deutschland gefertigte Lokomotive. Auch der erste Elbdampfer
wurde dort von Schubert konzipiert und die Dampfmaschine dafür gebaut.
Vor der Wende nutzte der VEB Dampfkesselbau Übigau das Schloss als Verwaltungsgebäude.
Danach ging es an die TLG. Und die verkaufte es 1999 an den Heidelberger
Zigarren-Fabrikanten Dieter Schinz.
Schinz wollte das Schloss zur kulturellen Nutzung" umgestalten. Passiert
ist bisher nichts. TLG-Mitarbeiterin Edith Grether: Das Schloss ging Anfang
2000 in den Besitz des neuen Eigentümers. Wir haben keinen Einfluss mehr."
Auch der Stadt sind offenbar die Hände gebunden.
Jürgen Naumann von der Bürgerinitiative: „Wir starten jetzt eine
Unterschriftenaktion zum Erhalt des Schlosses. Es muss sich endlich was
tun." Zu den Erstunterzeichnern gehören Landesbischof lochen Bohl
und Claus Dittrich, Präsident der Handwerkskammer. Im April soll ein Schlossfest
steigen. Naumann: „Die gesammelten Unterschriften übergeben wir
danach dem Oberbürgermeister und Herrn Schinz." Der Eigentümer war
gestern zu keiner Stellungnahme bereit.
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11.02.2006
- Vera Kliemann,
Sächsische Zeitung
Das Schloss bröckelt
Übigau. Die Initiative Schloss Übigau sammelt Unterschriften,
um das Denkmal zu retten.
„Im April dieses Jahres besteht das Schloss Übigau 280 Jahre. Es
ist eine Schande, wie es jetzt bröckelt und verfällt", sagt Jürgen
Naumann von der Bürgerinitiative, die die Rettung des denkmalgeschützten
Baus auf ihre Fahnen geschrieben hat. Jetzt sollen Unterschriften gesammelt
werden, damit endlich etwas geschieht, den Verfall aufzuhalten.
Im Jahre 1724/1725 hatte Graf Jacob Heinrich von Flemming das Schloss
an der Elbe von Eosander von Göthe erbauen lassen. August der Starke erwarb
es für seinen Sohn Friedrich August IL Als es später Verwaltungsgebäude
der „Maschinenbau-Anstalt zu Uebigau" geworden war, konstruierte
Andreas Schubert das erste sächsische Dampfschiff und die erste deutsche
Lokomotive „Saxonia". Hier wurde Geschichte geschrieben.
Seit der Heidelberger Unternehmer Dieter Schinz 1999 das Schloss von der
Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft mbH erwarb, liegt es im Dornröschenschlaf.
„Wir versuchen seit Jahren, mit dem Besitzer Kontakt aufzunehmen,
er hält sich bedeckt. Nichts passiert, damit das Gebäude von außen und
innen erhalten wird", so Jürgen Naumann. Mit der Unterschriftenaktion,
die am Freitag startete, wollen die Bürger erreichen, dass die Verantwortlichen
der Stadt und des Landes darauf dringen, dass der Eigentümer seine Pflichten
zum Erhalt des Schlosses erfüllt.
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06.02.2006
- Sabine Bechert,
Sächsische Zeitung
Von Frosch-Cotta bis Kamerun
Geschichte. Forscher aus den Stadtteilen treffen sich zu einem
Wissensaustausch.
Entdecken, bewahren, einmischen - diese Worte fielen am Sonnabend im
Kulturrathaus auf der Königstraße immer wieder. Über 200 Hobbyhistoriker
nahmen am 11. Kolloquium Dresdner Stadtteilgeschichte teil. „Ich
finde es beeindruckend, in welcher Vielfalt Nichtfachleute an der Bewahrung
der Stadtgeschichte arbeiten", sagte Harald Worms. Für den Vorsitzenden
der Ortsgruppe Gompitz des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz ist
die Veranstaltung „gut gewürzt und in der richtigen Mischung".
Seine Ortsgruppe widmet sich der Heimatgeschichte, arbeitet eng mit dem
Ortschaftsrat und der Heimatstube zusammen. Anfang Juli feiern die Gompitzer
ihr Stadtteiljubiläum. Kaitz ist wie Dresden 800 Jahre alt und wird, so
Jens Krämer vom Kaitzer Geschichtsverein Kaitz, in derselben Urkunde erwähnt
wie Dresden. Ein doppelter Grund, das Jubiläum gründlich vorzubereiten.
In Wort und Bild stellt Krämer den Anwesenden seinen Stadtteil vor. Im
Pausengespräch erfährt man noch, dass sich in Kaitz auch die Künstlerin
Monika Marten am Bürgerfest beteiligen wird.
Quer durch die Jahrhunderte
Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch Werner Barlmeyer, Direktor
des Stadtmuseums, geht es in Vorträgen, mit Geschichten und Gedichten,
mit Liedern und Anekdoten quer durch die Jahrhundert-Geschichte der Stadt.
Cotta, das fanden die Geschichtsforscher heraus, bekam seinen Beinamen
„Frosch" wahrscheinlich von ihren Nachbarn. Die Löbtauer bezeichneten
den damals recht sumpfigen Ort als Frosch-Cotta, nachdem sie selbst als
„Kuh-Löbtau" abgetan wurden. Der Grund hierfür dürfte sein,
dass der etwa einen Kilometer breite Weißeritzanger zwischen der Tharandter
und der Zwickauer Straße als Weideland diente.
Spannend, informativ und unterhaltend stellten insgesamt acht Referenten
ihren Stadtteil oder ihr Aufgabenfeld vor. Langebrück zum Beispiel hat
sich von der Siedlung über den Kurort bis zu einem eingemeindeten Ortsteil
entwickelt, der für Dresden ein „Zugewinn an Landschaftsraum"
sei, wie Thomas Jakob ausführte.
Eifrig erforscht die Bürgerinitiative Schloss Übigau nicht nur die Entwicklung
des herrschaftlichen Gebäudes, sondern auch die Industriegeschichte des
einstigen Schiffsbaumeisterdorfes. Gegenwärtig, so Jürgen Neumann, sei
der Verein auf der Suche nach den Putten, die das Schlossareal zierten
und abgebaut wurden. Nach einem Exkurs in die Zeit der Dorfschulen - vorgetragen
von Heidemarie Zeidler vom Schulmuseumsverein - und über die Wege der
Dresdner Gärtnereien und Baumschulen, die vom Zentrum an den Rand der
Stadt wanderten, lüftete Karl Richter schließlich das Geheimnis um Kamerun.
Ab 1884 verwandelten die Gebrüder Pietzsch den „Urwald" oberhalb
des Loschwitzgrundes in die Siedlung Neurochwitz. Der Legende nach wurde,
höchstwahrscheinlich weil zu dieser Zeit die Kolonialfrage Tagesgespräch
war, an einem Haus die Flagge Kameruns hochgezogen. Zehn Jahre später
eröffnete hier die Vereinsgaststätte mit Namen „Kamerun". Und
auch wenn es den Gasthof nicht mehr gibt, so ist der Name heute noch „in
aller Munde".
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03.02.2006
- Nachricht der Bürgerfraktion
Unser Blick auf das Welterbe Oberes Elbtal
Was nicht in den Medien stand:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
unter Bezug auf mein am 9. November 2005 mit Ihnen geführtes Gespräch
möchte ich Sie nochmals dringlichst auffordern, zum nächstmöglichen Zeitpunkt
das Kuratorium Dresdner Elbtal zu einer Sondersitzung einzuberufen, um
in diesem Gremium die öffentlich gemachten Vorwürfe bezüglich der Vergabe
dieses Titels zu behandeln. Jedwede Aktivität seitens einzelner Stadträte
bzw. von Fraktion auf der politischen Ebene sehe ich zum gegenwärtigen
Zeitpunkt als verfehlt und wenig der Sache dienlich.
Brief an den OB vom 15. November 2005
Bereits zu diesem Zeitpunkt setzte sich die Bürgerfraktion dafür ein,
die in den Medien sehr zum Schaden des Ansehens der Stadt geführte Diskussion
zur Frage Welterbe oder Brückenbau auf einer sachlichen Ebene im Rahmen
einer Kuratoriumssondersitzung zu führen. Diese fand dann Anfang Januar
statt und führte auch zu einer Entemotionalisierung der Diskussion, was
seinen Niederschlag in den Ergebnissen des Paris-Besuchs unseres OB bei
der UNESCO zeigte.
Die Bürgerfraktion ist der Ansicht, dass in einer sich entwickelten Kulturlandschaft
der Bau der Brücke und der Status des Welterbegebietes unbedingt miteinander
vereinbar sind. Daß es gelungen ist, beim Haushaltsbeschluß die Anschubfinanzierung
und damit das Bekenntnis zum Lingnerschloß als Standort für ein Welterbebüro
zu sichern, darf als ein positives Zeichen nicht nur in Richtung der UNESCO
verstanden werden.
Die Bürgerfraktion setzt sich unabhängig von Personaldiskussionen für
eine nachhaltige Entwicklung dieses für das Elbtal wichtigen Standort
ein und wird sich in den nächsten Jahren in diesem Zusammenhang auch verstärkt
der Problematik des Schloss Übigau widmen.
Im Jubiläumsjahr der Stadt plant die Bürgerfraktion im Rahmen der Feierlichkeiten
auch einen eigenen Beitrag im Sommer 2006. Dresden darf sich glücklich
schätzen, mit der Verleihung des Welterbestatus ein Pfund zu besitzen,
mit dem wir erst noch lernen müssen zu wuchern.
Christoph Hille
Sprecher der Bürgerfraktion und
Mitglied im Kuratorium
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Februar
2006 - FROSCHPOST, Heimatzeitung der Bürgerinitiative Freundeskreis
Cotta e.V.
Der kleine Schatz von Übigau
Ein Schloss hofft auf Rettung!
Wer hätte es je zu hoffen gewagt: „Das Elbtal in Dresden ist seit
Juli 2004 auf der UNESCO-Liste des Welterbes verzeichnet. Die aus dem
18. und 19. Jahrhundert stammende Kulturlandschaft des Elbtals in Dresden
umfasst etwa 18 Kilometer von Schloss Übigau im Nordwesten bis zum Schloss
Pillnitz und zur Elbe-Insel im Südosten ...“ so schreibt es die
Deutsche UNESCO-Kommission e.V. auf ihrer Internetseite.
Das Schloss Übigau war einst der westliche Endpunkt des „Canale
Grande“ August des Starken. Vom alten Glanz ist wenig geblieben.
Gesäumt von einer im Zerfall sich befindenden alten Industrielandschaft,
nimmt der Spaziergänger nur wenig vom herrlichen Bau wahr. Versteckt hinter
Gebüsch und Bäumen, versperrt durch einen Gitterzaun, fristet das architektonische
Kleinod ein bejammernswertes Dasein.
Der Ursprung dieses kleinen Schlosses geht auf den schwedischen Architekten
Johann Friedrich Eosander von Göthe (1660 – 1729) zurück. Zwischen
1724 und 1726 errichtete er, kurz nachdem er nach Dresden berufen worden
war, auf ehemaligen Weinberggrundstücken das Lustschloss Übigau. Eigentlich
war es für den Graf Jakob Heinrich von Flemming errichtet worden, doch
schon ganz kurz nach der Fertigstellung (1726) wechselte der Besitzer.
August der Starke besuchte zwar seine neue Erwerbung recht selten, das
sächsisch-polnische Wappen in der Hauptachse und die zur Elbe führenden
doppelläufige Treppenanlage erinnern jedoch noch heute an den königlichen
Eigentümer. Im „Antiquarius des Elbstromes“ von 1741 wird
aus dieser Zeit berichtet: „Bei dem Dorfe ist eine Überfahrt über
die Elbe, welche allda vieles Geld einbringt, weil die Herren Dresdner
fleißig nach Übigau spazieren, um zu erfahren, ob der Wirt allda guten
Wein und Bier habe. Mit geschmückten Gondeln fuhr der Adel nach Übigau,
um abends mit erleuchteten Kähnen unter Musik heimzukehren.“
Im beliebten Ausflugsziel Ostragehege war im Jahre 1734 eine neue Allee
gepflanzt worden, die in gerader Richtung auf das Übigauer Schloss zulief.
Bis in das Jahr 1770 diente es zahlreichen Hoffestlichkeiten und militärischen
Veranstaltung als Kulisse, danach verschwand es in die Bedeutungslosigkeit.
Im Napoleonischen Krieg wurden fast alle Inneneinrichtungen zerstört oder
geplündert. Der Ratszimmermeister und Stadtrat Paul Siemen (1797 –
1865) erwarb 1831 das Haus bei einer Versteigerung des sächsischen Hofes.
Zwischen 1836 und 1845 war das Schloss dann Verwaltungssitz der „Maschinenbau-Anstalt
zu Uebigau“.
Hier entwickelte Andreas Schubert 1837 das erste sächsische Personendampfschiff
„Königin Maria“ und 1839 die erste deutsche Lokomotive „Saxonia“.
1854 erwirbt die Familie von Oppen das kleine Elbschloss, welches sie
1886 an die „Kette, Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft“
verkauft. Die Schiffahrtsgesellschaft nutzte das Schloss nicht selbst,
sondern verpachtete es bis 1921 als Schankwirtschaft. An die alte „Kette“
erinnert heute noch ein als technisches Denkmal geschützter alter Kran,
neben dem Schloss. In den Jahren 1929 / 30 entstand die Kaditzer Brücke
(heute Flügelwegbrücke). Die verband das Übigauer Industriegebiet mit
den Wohnsiedlungen in Cotta über die Elbe hinweg. Trotz aller städtebaulichen
Bemühungen endete der Werftbetrieb in der Wirtschaftskrise des Jahres
1930.
Der Abbruchunternehmer Curt Gebler erwarb das Schloss und vermietete es
an den „Zentralverein für Arbeitersport Dresden 1885 e. V.“
1933 wurde der Sportverein durch die Nazis geschlossen, der geplante Abriss
kam zum Glück nicht zu Stande. 1938 erwarb die Dampfkesselfabrik den schon
fast totgesagten Bau, der auch die Bombardierungen Dresdens unbeschädigt
überstand. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schloss in „sozialistisches
Eigentum“ gewandelt. Bis 1991 war es dann der Verwaltungssitz des
VEB Dampfkesselbau und aller nachfolgenden Unternehmungen. Ab 1948 stet
das Schloss samt der Treppenanlage und dem Park auf der Denkmalliste.
Die Liegenschafts- und Treuhandanstalt mbH verkaufte es 1999 an der Heidelberger
Unternehmer Dieter Schinz. Von dieser Zeit an wartet der von Wildwuchs
umwucherte Bau auf Sanierung.
Nun hat sich ein Verein zur Rettung des Übigauer Schlosses gegründet,
dessen Aufruf von vielen Prominenten aus Kultur und Politik unterzeichnet
wurde. Somit besteht etwas Hoffnung, dass die schlafende Schönheit bald
wachgeküsst im neuen Glanze erstrahlt.
Tom Henke
Bürgerinitiative Schloss Übigau
Heinz Scholz & Jürgen Naumann
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20.01.2006
- Jürgen Naumann,
Das Gläserne Rathaus - 01/2006
Ortsbeirat Pieschen
Das Schweigen der Männer
Um es gleich vorweg zu nehmen, es war auch eine Frau dabei.
Aber geschwiegen hat sie auch! Als alle Fraktionen im Pieschner Ortsbeirat
ihre – durchaus nicht überflüssige - Meinung zu dem sagten, was
ich als Vertreter der Bürgerinitiative zur Rettung von Schloss Übigau
berichtete, da schwiegen die vier anwesenden Vertreter der Linkspartei.PDS
ganz konsequent.
Nicht ein Sterbenswörtchen kam über ihre Lippen, nicht im Guten, wie im
Bösen, einfach Funkstille, als ob ich Luft wäre, obwohl ich doch unmittelbar
neben ihnen saß. Nun kann es ja sein, das Einer oder Einige mich nicht
leiden können, aber deswegen auch die anderen Vertreter der Bürgerinitiative
zu brüskieren, zeugt weder von menschlicher Reife noch politischer Weitsicht.
Die allerdings nimmt die PDS doch bei jeder Gelegenheit für sich in Anspruch!
Und auch noch die Rechte des Ostens! Aber hier geht es doch um ein wirkliches
Ost-West-Problem, denn den Eigentümer des Schlosses aus dem Westen scheinen
die Befindlichkeiten der Ostdeutschen nicht im Geringsten zu interessieren.
Sollte dies die viel gepriesene Bürgernähe der PDS sein, muss ich irgendetwas
falsch verstanden haben. Oder bezieht sich dies vielleicht nur auf das
öffentliche Austragen interner Streitigkeiten, damit der Bürger diese
auch kennen lernen kann?
Jedenfalls haben fast alle anderen anwesenden Vertreter des Ortsbeirates
diesbezüglich Bürgernähe bewiesen, indem sie die Tätigkeit der Bürgerinitiative
begrüßten und dieser auch ihre Unterstützung zusagten. Zumindest weiß
ich nun, was ich von den hehren Worten der PDS zu halten habe! Der Autor
ist Sprecher der Bürgerinitiative Schloss Übigau.
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19.01.2006
- Jürgen Naumann,
Sächsische Zeitung, Post aus ihrem Stadtteil Übigau
Zum Beitrag "Schwergewicht und ein barockes
Schloss" in der SZ vom 5. Januar:
Schuberts Verdienste
Mit Freude und Interesse habe ich den Beitrag über Übigau und
über das Schloss zur Kenntnis genommen. Leider sind schon mehrfach
genannte Fehler wiederholt worden. Andreas Schubert war weder Eigentümer
des Schlosses noch der Maschinenbauanstalt. Dazu wäre er finanziell
gar nicht in der Lage gewesen, stammt er doch aus ärmlichsten Verhältnissen
und hat es erst durch seine Tätigkeit als Hochschullehrer und Ingenieur
zu einigermaßen Wohlstand gebracht. Er war aber maßgeblich
an deren Gründung beteiligt und einige Zeit auch deren technischer
Leiter. Und natürlich hat er die Konstruktion der "Königin
Maria" und der "Saxonia" und wohl auch der Göltzschtalbrücke
im Vogtland maßgeblich initiiert und realisiert. Auch hat Andreas
Schubert mit seiner Familie entgegen mehrfachen Behauptungen wahrscheinlich
nicht im Schloss, sondern in einem Nebengebäude gewohnt. Im Schloss
befanden sich "lediglich" die Konstruktionsbüros. Das alles
schmälert nicht die Verdienste Schuberts um die Industrie- und Technikgeschichte
Dresdens, Sachsens und Deutschlands, durch die Schloss Übigau ein
Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung ist. Aber die Verdienste Schuberts,
von denen ich hier nur einige genannt habe, sind auch so groß genug,
dass es dieser "Krücke" nicht bedarf.
Deshalb sind wir als Bürgerinitiative auch der Meinung, dass an diesem
historisch-authentischen Ort eine Gedenkstätte oder ein Museum eingerichtet
werden sollte, das an das Wirken Schuberts erinnert, denn ein solches
gibt es derzeit in Dresden nicht.
Jürgen Naumann, Sprecher der Bürgerinitiative
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05.01.2006
- Mandy Jordan,
Sächsische Zeitung
Schwergewicht und ein barockes Schloss
Übigau. Das ehemalige Sackgassendorf gilt als Wiege
der Industrie im Dresdner Elbtal.
Fasziniert schauen die Mädchen und Jungen der Kita „Kleiner
Fröbelkindergarten" den Schiffen zu, die an ihrem Spielgarten
an der Elbe vorbeifahren. Sie winken und warten gespannt auf das Hupen
der Steuermänner. Der Fröbelkindergarten in Altübigau,
dessen 30 Plätze sehr begehrt und damit rar sind, ist nur eine Besonderheit
des rechtselbischen Dresdner Stadtteils. Auch der kleine Dorfplatz hat
sich herausgeputzt. Seit Mitte der 1990er Jahre wurden Häuser wieder
aufgebaut und saniert. Der Platz um die denkmalgeschützte Flatter-Ulme
wurde neu gepflastert.
In der Rethelstraße 28 findet man das älteste noch erhaltene
Haus im Dorf aus dem Jahre 1693. Übigau wurde von Anfang an durch
die direkte Nähe zur Elbe geprägt. Das bekamen die Übigauer
im August 2002 wieder einmal zu spüren. Nie hätte die 82-jährige
Gertraude Graf gedacht, dass die Elbe so hoch steigen würde. Die
rüstige Rentnerin wohnt seit 39 Jahren in Übigau. Von ihrem
Wohnzimmerfenster mit Elbblick kann sie sogar die Dresdner Frauenkirche
sehen. Zum Einkaufen fährt sie mit ihrem Auto in den nahe gelegenen
Elbepark. „Da habe ich alles auf einen Fleck und kurze Wege",
sagt die frühere Sekretärin.
Schloss wartet auf Sanierung
Unweit des alten Dorfkerns fristet das kleine barocke Lustschloss von
Übigau ein trauriges Dasein. Es wurde 1724/25 erbaut. Die darin von
1886 bis 1921 betriebene Schlossschänke war ein beliebtes Ausflugsziel.
Im vergangenen Sommer haben Bürger von Übigau eine Initiative
zur Rettung des leerstehenden Schlosses gegründet. Vor mittlerweile
fast sieben Jahren kaufte ein Heidelberger Unternehmer die Immobilie.
Seitdem ist allerdings von der versprochenen Sanierung von außen
nichts zu sehen. „Die Freitreppe zur Elbe müsste dringend repariert
werden", sagen Peter Gellner und Horst Herrmann, Mitglieder der Bürgerinitiative.
Mauerstücke drohen abzurutschen, Steine und Putz bröckeln von
der Ufermauer. In Verbindung mit dem Zwingerbau wurde in der optischen
Verlängerung durch das Ostragehege eine Allee angelegt, deren Endpunkt
das später gebaute Übigauer Schloss bildet. Die Anwohner würden
sich freuen, wenn neben dem Schloss auch diese historische Allee auf der
gegenüberliegenden Elbseite wieder hergerichtet werden würde.
Die Allee soll auf jeden Fall erhalten bleiben, heißt es aus dem
Grünflächenamt der Stadt. Aktuell seien aber keine Maßnahmen
geplant.
Industrie verdrängt Dorf
Auf dem Areal des Schlosses liegt sozusagen die Wiege der Industrie im
Dresdner Elbtal. 1836 kaufte der Hochschullehrer und Ingenieur Johann
Andreas Schubert das Gebäude und nutzte es als Wohnung und Verwaltungsgebäude
seiner Aktien-Maschinen-Gesellschaft.
Nördlich des Schlosses entstanden Produktionsgebäude. Schubert
zeichnete in Übigau die Baupläne für das Dampfschiff „Königin
Maria". Nach seinen Plänen wurde auf dieser Anlage 1839 die
erste Dampflokomotive Sachsens, die „Saxonia", konstruiert.
Zwischenzeitlich waren hier der VEB Dampfkesselbau Dresden-Übigau
sowie das Werk II des VEB Transformatoren- und Röntgen-Werkes untergebracht.
Heute werden nur noch einige Fabrikhallen dieses Geländes gewerblich
genutzt.
Unmittelbar am Übigauer Elbufer steht ein technisches Denkmal, ein
1891 errichteter Uferkran. Das eiserne Schwergewicht erinnert an den früheren
Schiffbau in Übigau. Unterhalb des Lustschlosses wurde 1877 eine
Schiffswerft gegründet. Im vergangenen Herbst bekam der Kran eine
vor Rost und Verwitterung schützende Schönheitskur. „In
den letzten Jahren hat sich viel getan und Übigau hat sich insgesamt
gut entwickelt", sagt Anwohner Peter Gellner. Vor wenigen Wochen
eröffnete ein Gartenmarkt anstelle einer verfallenen Kaserne direkt
neben der Feuerwache Übigau an der Washingtonstraße. Diese
ist übrigens die modernste und größte in Dresden. 1998
wurde sie feierlich eingeweiht.
Die Flatter-Ulme auf dem Dorfplatz ist ein Wahrzeichen von Übigau.
Aus der Geschichte
• Das Dorf gehört zu den ältesten nachgewiesenen Siedlungen
im oberen Elbtal.
• Es wurde auf einer hochwasserfreien Erhebung am Elbufer gebaut.
• Bereits 1324 wurde Übigau das erste Mal urkundlich erwähnt.
• Die Einwohner lebten einst von der Landwirtschaft, Fischerei und
vom Weinbau.
• Im Jahre 1903 wurde Übigau nach Dresden eingemeindet.
@ www.dresden-uebigau.de
Anmerkungen der BI als E-Mail an die Autorin des Berichtes:
Sehr geehrte Frau Jordan, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen
und Kollegen,
mit Freude und Interesse habe ich Ihren Beitrag über Übigau
und über das Schloss zur Kenntnis genommen.
Als Bürgerinitiative sind wir natürlich an der umfangreichen
Darstellung der Geschichte des Schlosses in seiner Gesamtheit, d. h. sowohl
als barockes Bauwerk wie auch als Industriestandort interessiert. Dabei
ist natürlich das Wirken von Andreas Schubert von besonderer Bedeutung.
Leider sind aber in Ihrem Beitrag die schon mehrfach genannten Fehler
wiederholt wurden. Andreas Schubert war weder Eigentümer des Schlosses,
noch der Maschinenbauanstalt. Dazu wäre er finanziell gar nicht in
der Lage gewesen, stammt er doch aus ärmlichsten Verhältnissen
und hat es erst durch seine Tätigkeit als Hochschullehrer und Ingenieur
zu einigermaßen Wohlstand gebracht. Er war aber maßgeblich
an deren Gründung beteiligt und einige Zeit auch deren technischer
Leiter. Und natürlich hat er die Konstruktion der „Königin
Maria“ und der „Saxonia“ und wohl auch der Göltzschtalbrücke
im Vogtland maßgeblich initiiert und realisiert.
Auch hat Andreas Schubert mit seiner Familie entgegen mehrfachen Behauptungen
wahrscheinlich nicht im Schloss, sondern in einem Nebengebäude gewohnt.
Im Schloss befanden sich „lediglich“ die Konstruktionsbüros.
Das alles ist natürlich kein Grund die Verdienste Schuberts um die
Industrie- und Technikgeschichte Dresdens, Sachsens und Deutschlands zu
schmälern, durch die Schloss Übigau ein Kulturdenkmal von nationaler
Bedeutung ist, so meint zumindest Prof. Magirius.
Aber die Verdienste Schuberts, von denen ich hier nur einige genannt habe,
sind auch so groß genug, dass es dieser „Krücke“
nicht bedarf.
Deshalb sind wir als Bürgerinitiative auch der Meinung, dass an diesem
historisch-authentischem Ort eine Gedenkstätte oder ein Museum eingerichtet
werden sollte, das an das Wirken Schuberts erinnert, denn ein solches
gibt es derzeit in Dresden nicht.
Ich bitte Sie, die genannten Anmerkungen in einer der nächsten Ausgaben
zu veröffentlichen, damit diese Irrtümer endlich der Vergangenheit
angehören.
Ansonsten verweise ich auf unserer Webseite, auf der Sie diese und weitere
Informationen zum Schloss und zur Bürgerinitiative finden.
Des weiteren erlaube ich mir noch, Sie auf das Geschichtskolloquium des
Stadtmuseums am 4. Februar im Kulturrathaus zu verweisen. Dort wird unsere
Bürgerinitiative Ergebnisse ihrer Arbeit zur Geschichte von Schloss
Übigau vorstellen.
Mit freundlichen Grüßen
J. Naumann
Sprecher der Bürgerinitiative
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2005/2006–
StZ,
Pieschener Zeitung, Seite 2
Broschüre Schloss Übigau
Die Geschichte des Barockschlosses begann vor 280 Jahren, als August
der Starke dem Grafen Flemming das „soeben fertig gestellte Schloss“
abkaufte. Dieses und mehr kann man in der neuen Broschüre, erschienen
im TBZ-Verlag, nachlesen. Die Broschüre ist anlässlich des Schlossfestes
zum Jubiläum des Schlosses erschienen. In sechs Kapiteln informieren
die Autoren Jürgen Naumann und Theodor van Bernum unter anderem über
den Ort Übigau, den Kurfürsten und dessen Bautätigkeit,
über das Landschloss und dessen Umwandlung in einen Industriestandort.
Download
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2005/2006
- Steffen Dörfel,
UNESCO Welterbe Dresdner Elbtal/Chronik, Blatt 10 u. 11
Schloss Übigau – Ambivalenz mit Zukunft
?
Das über ein Jahrzehnt ungenutzt stehende Schloss Übigau wurde
nach langer Odyssee durch den Immobilienmarkt im Jahre 2001 von der Treuhand
Liegenschaftsgesellschaft an eine traditionsreiche Heidelberger Unternehmerfamilie
veräußert. Für den 1724/25 im Auftrag des Reichsgrafen
von Flemming nach Entwürfen Eosanders von Göthe errichteten
Bau blieb dies jedoch bislang fast folgenlos. “Corps de logis“,
Nebengebäude und Garten liegen verwaist zwischen dem alten Dorfkern,
dem Benachbarten Werftgelände und dem nahen Elbstrom, an den hier
die rechtselbische Bebauung Dresdens ein letztes mal unmittelbar herantritt.
Die stattliche Wassertreppe, die Garten und Flussufer verbindet und das
Anlegen herrschaftlicher Gondeln ermöglichte, ist kaum mehr begehbar.
Ein hoher Bauzaun sichert das Anwesen. Großflächige, vor die
hoch aufsteigenden Rundbogenfenster geschlagene Holztafel versetzen den
einst lichtdurchfluteten Schlossbau in den Zustand künstlicher Dämmerung.
Erst wenn man aus der Beletage heraus die breit, elbseitige Loggia betreten
hat, öffnet sich noch immer die atemberaubende Aussicht auf den Fluss
und die fernen Türme der alten Residenzstadt, welche den Ort auf
so einzigartige Weise prägt.
Vermutlich war August der Starke, als er die soeben fertig gestellte
“maison de plaisance“ des Reichsgrafen im April 1726 erwarb,
gerade von der Lage des Anwesens im Übigauer Elbbogen angetan. Der
im Bereich alter Weingärten platzierte Neubau war dabei zum einen
auf die das gesamte Ostragehege durchquerende und bereits einige Jahre
zuvor auf kurfürstlichen Befehl hin angelegte Übigauer Allee
als “point de vue“ bezogen. Andererseits hatte Flemming, dem
als engen Vertrauten des Königs dessen Intentionen gewiss bekannt
waren, die Anlage unmittelbar an das rechte Elbufer herangeschoben und
durch die Freitreppe mit dem Strom verbunden. Übigau avancierte damit
neben Schloss Pillnitz und dem Holländischen bzw. Japanischen Palais
in der Neustadt zu jenen ersten Adressen, in denen die der Überlieferung
zufolge wohl in Venedig, an den Ufern des Canale Grande, geborene Idee
Augusts des Starken Wirklichkeit wurde, das Trennende des Flusses zu überwinden
und den Elbstrom – zunehmend gerahmt von prachtvollen, wasserseitig
erschlossenen Bauten und überspannt von einer mächtigen Bogenbrücke
– als repräsentative Wasserstraße umzudeuten.
Es war dies nicht die flüchtige, folgenlose Eingebung eines von
Projekt zu Projekt eilenden Fürsten, sondern ein weitsichtiger Plan,
der – wenn auch in sich durchaus wandelndem Zeitverständnis
– von entscheidender Bedeutung im Urbanisierungsprozess des Dresdner
Elbtales werden sollte.
Nicht zufällig stehen die Schlossanlagen von Pillnitz und Übigau
heute als Auftaktpunkt für das noch junge Welterbe des Dresdner Elbtales.
Sie markieren einen exponierten Abschnitt der Elbaue und führen zugleich
an die Wurzeln eines mehrhundertjährigen Gestaltungsprozesses zurück,
dem wir die Schönheit des Elbtales heute in besonderem Maße
verdanken.
Aber das kleine Schloss im westlichen Elbbogen war während seiner
wechselvollen Geschichte nicht nur Raum ausschweifender Festlichkeiten
und fürstlichen Hofhaltung, es darf ebenso als Ort herausragender
ingenieurtechnischer Leistungen gelten. Immerhin wurden hier in den Jahren
zwischen 1836 und 1845 nach Plänen von Professor Andreas Schubert,
einem Pionier des sächsischen Maschinenbaues, das erste auf der Elbe
betriebene Personendampfschiff, die “Königin Maria“,
sowie die “Saxonia“ als erste deutsche Lokomotive entworfen
und endmontiert. Während die Büro und Konstruktionsräume
im Schlossgebäude eingerichtet waren, dienten verschiedene Nebengebäude
der Fertigung und Montage. Übigau wurde zum Sinnbild zukunftsweisender
Technologien und des wirtschaftlichen Aufstiegs einer Region Einige Zeit
später kam es im benachbarten Anwesen zur Gründung der bereits
erwähnten, im deutschen Binnenschiffbau bis weit in das zwanzigste
Jahrhundert hinein erfolgreichen Schiffswerft, die in der zweiten Hälfte
des neunzehnten Jahrhunderts auch Schloss Übigau erwarb. Das traditionsreiche
Dresdner Unternehmen blieb – bei verändertem Produktionsprofil
– in Gestalt eines Nachfolgebetriebes, des VEB Dampfkesselbau, bis
in die Wendezeit erhalten. Der kürzlich sanierte alte Montagekran
am Elbufer erinnert an diese anderthalb Jahrhunderte währende Tradition
und verdeutlicht durch seine beinahe bedrängende Nähe zum barocken
Schlossbezirk die historische Ambivalenz des Ortes, regt aber gleichermaßen
die Phantasie einer künftigen Entwicklung des westlichen “Tores“
zum Welterbetal an.
Seit dem Niedergang der gewerblichen Nutzung scheint Schloss Übigau
in tiefen Schlaf gefallen zu sein. Der Zahn der Zeit nagt am Gemäuer
des einst so staatlichen Anwesens. Die neuen Eigentümer sind aber
erkennbar bemüht, einen weiteren Verfall des ungenutzten Gebäudes
entgegen zu wirken. Es heißt, es werde eine “ganz private“
Verwendung für eigene Wohnzwecke avisiert und eine darauf ausgerichtete
schrittweise Sanierung vorbereitet. In Gesprächen mit Stadt und Land
werden gegenwärtig Wege erörtert, wie dem Bauherrn bei der Vorbereitung
und Umsetzung dieses kostenintensiven Vorhabens geholfen werden kann.
Das mit der Zuerkennung des Welterbestatus noch einmal gewachsene öffentliche
Interesse wird sich hoffentlich als förderlich erweisen – förderlich
bei der Sanierung der Schlossanlage, aber auch bei der Aufwertung der
benachbarten Gebäude und des stadträumlichen Umfeldes. Vielleicht
findet sich mit Einverständnis des Bauherrn sogar ein Ansatz, doch
noch eine Öffentliche oder zumindest teilöffentliche Nutzung
ausgewählter Räumlichkeiten des Schlosses zu ermöglichen.
Der Standort Übigau mit Schloss und Werftanlage hat in seiner Ambivalenz
alle historischen und stadträumliche Voraussetzung, vom “Sorgenkind“
wieder zu einem prosperierenden Teil des Stadtgefüges zu werden.
Möge durch das konstruktive Miteinander aller an dieser anspruchsvollen
Aufgabe Beteiligten eine dem Ort angemessene Entwicklung befördert
werden. Die Stadt Dresden kann dabei nur gewinnen.
Foto 1 ( H. Strehlow): Alter Werftkran in Übigau
Foto 2 ( M.Galinsky): Durch die Pieschener Allee im Ostragehege öffnet
sich der Blick über die Elbwiesen
zum Schloss Übigau
Foto 3 ( LfDS/W.Rabich): Sächsisch-polnisches Wappen mit Königskrone,
flankiert von den Figuren des
Herkules und Mars, an der elbseitigen Fassade des Schlosses
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