Ostermarsch
im Nordwesten
Am Sonntag des Hasenfestes darf der Wanderstock ausgeführt werden
Vom Eise befreit sind Wiesen und Elbe, des Frühlings
holder, belebender Blick lässt auch im Dresdner Nordwesten Hoffnungsglück
grünen, dass selbst Goethe seine inspirierende Freude daran hätte. Während
dieser Tage sein lyrischer Osterspaziergang wieder Hochkonjunktur hat,
bricht Jürgen Naumann am Ostersonntag zu einem ganz eigenen Gedicht auf
und freut sich über wanderlustige Rezipienten.
Die elbnahen Stadtteile bestimmen seit vielen Jahren die Arbeit des Journalisten
und Publizisten Jürgen Naumann. Erst im vergangenen Jahr brachte
er ein Buch über die Geschichte zwischen Mickten und Übigau
heraus.
Naumann produziert jedoch nicht nur lesbare Historie, sondern ist im Dresdner
Nordwesten auch für seine hörbaren Streifzüge bekannt.
So erzählt er darin unter anderem von der ersten Schule in Mickten
und über das ehemalige Micktener Industriegebiet mit renommierter
Waffelfabrik und einem Elektrogerätewerk, das weit über die
Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Seine Führung unter freiem Himmel
führt auch zum Barockschloss Übigau, das Reichsgraf Flemming
errichten ließ und kurz nach der Fertigstellung an den Kurfürsten
bzw. König August den Starken verkaufte.
Besonderer Höhepunkt des Spaziergangs ist die Schiffswerft Übigau,
die einst gößte Binnenwerft Europas, die insbesondere Freunde
der Industriegeschichte interessieren wird.
Im Vorläufer, der „Uebigauer Actien-Maschinenbau-Anstalt“,
wurde von 1837 bis 1839 zum Beispiel die erste deutsche Lokomotive „Saxonia“
gebaut.
Am Ostersonntag wird der Rundgang zum Osterspaziergang.
Treff- und Ausgangspunkt ist 10.30 Uhr das denkmalgeschützte Wirtshaus
„Lindenschänke“ im historischen Dorfkern Altmickten.
Hier findet der Rundgang nach etwa 120 Minuten bei einer kleinen Stärkung
mit ofenwarmer Brezn und einem Bier oder Kaffee auch seinen gemütlichen
Ausklang. Hat man Jürgen Naumanns literarische Wanderung schon als
Buch ergattert, kann man sie an diesem Tag signieren lassen oder sein
Exemplar nun direkt beim Autor bestellen.
1 Der Übigauer Schiffskran wurde in der Hamburger Fabrik Kampe
& Nagel gebaut. Er ist als technisches Denkmal einer der letzten Zeugen
der Schiffbaugeschichte. Der Kran wurde 2005 umfassend saniert.
2 Eingang zur Übigauer Werft. Sie wurde in den 1870er Jahren gegründet
und bestand mit einer Unterbrechung (1930–35) bis 1958. Zeitweilig
war sie die größte Binnenwerft Europas. Danach wurde das Gelände
vom Transformatoren- und Röntgenwerk (TuR) bis 1991 genutzt. Fotos:
Däbler
Frances Heinrich, Akzente, 21.04.2011
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