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13. Februar 2011 - Menschenkette |
Rede vom Liebe Dresdnerinnen und Dresdner, nach 2010 treffen wir uns heute zum zweiten Mal hier vor dem Rathaus, um uns die Hände zu reichen und eine Kette zu bilden, die sich gleichsam um die Dresdner Innenstadt legt. An einem Tage, der den Dresdnern seit Jahrzehnten wichtig ist wie kein anderer, machen wir damit klar: Diese Stadt gehört den Bürgerinnen und Bürgern Dresdens! Seien Sie also herzlich begrüßt. Ich danke Ihnen von ganzen Herzen für Ihr Kommen. Lassen sie uns heute ein stilles, zugleich entschiedenes Zeichen setzen – wir erinnern ... und wir handeln! Wir werden in den nächsten Minuten von hier aus eine Kette schließen, die wichtige Erinnerungsorte Dresdens berührt – die Frauenkirche, den Altmarkt, die Innere Neustadt. Wir markieren damit ein Stadtgebiet, das in der Nacht vom 13. auf
den 14. Februar 1945 und in den Tagen danach für Tausende zur
Todesfalle geworden ist. Wenn heute Abend wieder die Dresdner Glocken an die Stunde gemahnen, da die ersten Bomben fielen, dann schwingt gleichsam eine verpflichtende Mahnung durch die Stadt: Sorgt dafür – es darf nie wieder geschehen, was damals geschah! An die Opfer der Dresdner Bombennacht zu erinnern heißt für uns, aller Opfer der Nazi-Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Gemeinsam machen wir deutlich: Der 13. Februar lässt uns auch nach 66 Jahren nicht unberührt, und vor allem überlassen wir das Datum nicht denen, die es verfälschen und vereinnahmen wollen. Wir wissen – und niemand muss uns darin belehren – dass
dieser Krieg von Nazi-Deutschland losgebrochen wurde, dass es für
die überfallenen Völker um Tod oder Leben ging. Wir wissen: Dresden war keine Ausnahme der Geschichte. Auch hier setzte sich nach der Machtübernahme 1933 rasch das
nationalsozialistische Regime durch. Auch hier wurden politische Gegner
aus den öffentlichen Ämtern vertrieben. Dresden und der 13. Februar 1945 stehen für die Sinnlosigkeit jeglicher kriegerischer Auseinandersetzungen, für die durch nichts zu rechtfertigende Unmoral von Gewalt gegen Leben – letztlich jedoch auch für die Verpflichtung zu menschenwürdigem und friedlichem Zusammenleben. Das werden wir niemals vergessen! Heute versuchen Jung- und Alt-Nazis, unseren Tag der Trauer und des Gedenkens zu missbrauchen. Sie besudeln das Andenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Geben wir dem keinen Raum und keine Chance! Dem stellen wir uns heute entgegen. Hier und überall! Und ich sage es in aller Deutlichkeit liebe Dresdnerinnen und Dresdner; Dresden geht im Öffentlichen und nicht im Verborgenen gegen jede Art des Extremismus vor. Heute bilden die Menschen in dieser Stadt eine Menschenkette unter dem Motto: »Erinnern und Handeln. Für mein Dresden«, damit es auch in Zukunft keine Legitimation dafür geben darf, Krieg als Mittel zum Zweck zu definieren. Dass es in unserer freiheitlichen Gesellschaft in unserer Stadt keinen Winkel geben darf, in dem sich menschenverachtendes Gedankengut etablieren kann. Diese Nachricht soll am 66. Jahrestag seiner Zerstörung von
Dresden in die Welt gehen! Lassen sie uns die Hände reichen und
zeigen: Liebe Dresdnerinnen und Dresdner, der Einsatz gegen Und ich bitte Sie, auch am kommenden Sonnabend ein deutliches Zeichen
gegen Rechts zu setzen. Nehmen Sie zum Beispiel teil an den Mahnwachen
Dresdner Kirchgemeinden, nehmen Sie Freunde und Bekannte mit. Wir werden in den nächsten Minuten von hier aus eine Kette schließen, die wichtige Orte der Erinnerung berührt – wir legen eine lebende Kette um die neue Synagoge. Unsere Kette reicht zu den Denksteinen auf dem Altmarkt, wo Tausende Bombenopfer eingeäschert werden mussten und über die Elbe, schlägt gleichsam eine Brücke zur Neustadt. Auch in diesem Jahr werden wir unser Dresden gemeinsam mit allen, die friedlich und gewaltlos Widerstand leisten wollen, zu schützen wissen – gegen die missbräuchliche Vereinnahmung! Gegen Rassismus, für Demokratie und ein gutes Miteinander in unserer Stadt, mit unseren Nachbarn, mit allen Völkern dieser Welt. Ich danke ihnen. |